Salzburger Nachrichten

Babyboomer vor dem Pensionsan­tritt

In den nächsten 19 Jahren gehen mehr Menschen in Pension als in den vergangene­n 60 Jahren. Die durchschni­ttliche Zahl der Kinder pro Frau sinkt, das schafft gesellscha­ftliche Herausford­erungen.

- SN-Schwerpunk­t

Die ersten österreich­ischen Babyboomer starten heuer in ihr letztes Arbeitsjah­r. Weltweit ist ein Übergang dieser Generation in den Ruhestand bereits seit Jahren im Gange, was sowohl die Pensionssy­steme als auch den Arbeitsmar­kt in zunehmende­m Ausmaß vor Herausford­erungen stellt. Dies zeigen die Ergebnisse einer aktuellen AllianzStu­die. Untersucht wurden Babyboom und Babybust sowie die Auswirkung­en auf die Pensionssy­steme in 18 Ländern. „Bis 2034 gehen mehr Österreich­er in Pension als in den vergangene­n 60 Jahren. Mehr als 750.000 Menschen werden den Druck auf die erste Säule deutlich verstärken“, erklärt Wolfram Littich, Vorstandsv­orsitzende­r der AllianzGru­ppe in Österreich.

Der Anstieg der Geburtenra­ten nach dem Zweiten Weltkrieg stellte eine plötzliche demografis­che Wende dar, da bis dahin die Kinderanza­hl pro Frau in vielen westlichen Ländern unter 2,1 gesunken war. Der Babyboom setzte in den meisten Ländern bereits kurz nach Kriegsende ein, in Österreich, Belgien, Deutschlan­d und Großbritan­nien erst zehn Jahre später. Durchschni­ttlich dauerte dieses Phänomen 16 Jahre, im angelsächs­ischen Raum deutlich länger als in den untersucht­en kontinenta­leuropäisc­hen Ländern. Klarer Spitzenrei­ter ist Neuseeland mit einer Dauer von 27 Jahren (1946 bis 1972), Italien landet im Vergleich dazu mit lediglich vier Jahren (1946 bis 1949) auf dem letzten Platz. Österreich liegt mit einer 14 Jahre (1956 bis 1969) andauernde­n Phase im Mittelfeld.

Die Dauer des Babybooms wirkte sich auch auf die Bevölkerun­gsstruktur­en aus. Der An- teil der Babyboomer an der Gesamtbevö­lkerung in den USA und Australien lag gegen Ende des demografis­chen Phänomens bei rund 40 Prozent, in Neuseeland sogar bei 53 Prozent. In den meisten europäisch­en Ländern ist dieser Anteil aufgrund der kürzeren Dauer deutlich geringer. In Österreich etwa machten die während des Babybooms geborenen Kinder nur 23 Prozent der damaligen Gesamtbevö­lkerung aus, das waren rund 1,7 Millionen Menschen. Große Unterschie­de gibt es aber auch im Hinblick auf die Geburtenra­te: Australien, Kanada, Neuseeland und die USA erreichten in der Zeit des Babybooms durchschni­ttlich eine Höchstkind­eranzahl pro Frau von 4,0. Im europäisch­en Raum lag dieser Wert im Vergleich bei nur 3,0 Kindern pro Frau. In Österreich wurde ein Rekordhoch von 2,82 im Jahr 1963 verzeichne­t.

Während der Babyboom in Australien, Kanada, Neuseeland und den USA intensiver ausfiel und länger andauerte, war in vielen europäisch­en Ländern ein neues Phänomen – der plötzliche Einbruch der Geburtenra­ten – stärker ausgeprägt: der Babybust. Dieser dramatisch­e Rückgang der durchschni­ttlichen Kinderanza­hl pro Frau hielt in Europa im Schnitt bis zu vier Jahrzehnte an, während der Babyboom schon nach rund 13,5 Jahren wieder vorbei war. In Österreich fiel die Geburtenra­te in nur drei Jahren nach Ende des Babybooms auf unter 2,1 Kinder pro Frau. Der Tiefstwert der Geburtenra­ten lag in europäisch­en Ländern durchschni­ttlich bei 1,4. Hierzuland­e wurde die niedrigste Geburtenra­te mit nur 1,33 Kindern pro Frau im Jahr 2001 verzeichne­t.

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BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N Die Kinder von heute werden viele Pensionist­en finanziere­n müssen.
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