E-Control hat ein Verfahren gegen Salzburg AG eingeleitet
Die Regulierungsbehörde E-Control verlangt vom Salzburger Energieversorger, Vertrieb und Netz zu trennen. Wie das geschehen soll, darüber gibt es bei der Salzburg AG verschiedene Auffassungen.
Die Regulierungsbehörde E-Control hat den 15 Aufsichtsräten der Salzburg AG einen heiklen Tagesordnungspunkt beschert. In dem für morgen, Freitag, anberaumten Treffen muss ein Missbrauchsverfahren der Regulierungsbehörde besprochen werden.
Die Anstalt hat gegen die Salzburg Netz GmbH, eine Einhundert-Prozent-Tochter der Salzburg AG, entsprechende Schritte eingeleitet. Die E-Control fordert vom Energieversorger, Vertrieb und Netz zu trennen. Dazu gibt es eine Frist bis Mitte April. „Es geht darum, dass es eine klare Unter-
„ Vertrieb muss sich klar vom Netzbetreiber unterscheiden.“
scheidung in der öffentlichen Wahrnehmung zwischen Vertrieb und Netz gibt“, betont EControl-Vorstand Martin Graf. Um diese klare Unterscheidung herbeizuführen, gäbe es unterschiedliche Lösungsvarianten, sagt Graf. „Da hat die Salzburg AG als Eigentümer die Entscheidung zu treffen.“
Das Elektrizitätswirtschaftsgesetz ElWOG schreibt jedenfalls eine klare Trennung der Sparten vor. Den rechtlichen Hintergrund bilden Richtlinien der EU zum
Netzigkeiten . . . sogenannten „unbundling“, dem Entflechten von Stromverkauf und Stromtransport. Damit soll der Energiemarkt liberalisiert und mehr Wettbewerb ermöglicht werden.
Mit der Einleitung des Missbrauchsverfahrens ist klar, dass die bisher praktizierte Lösung der Salzburg AG nicht länger aufrecht erhalten werden kann. Der Energieversorger mit rund 2000 Mitarbeitern hatte bei der Öffnung des Strommarktes eine Netzgesellschaft en miniature gegründet und dieser 25 Mitarbeiter überlassen. Das sei lange gut gegangen, aber man habe immer gewusst, dass die Konstruktion nicht ewig halten werde, hieß es aus dem Unternehmen.
Die Firma dürfte sich nun in einem ersten Schritt um eine Fristverlängerung bemühen; ein Ansinnen, das bei der E-Control auf wenig Gegenliebe stößt. „Die Trennung von Vertrieb und Netz ist kein Thema, das erst seit 14 Tagen bekannt ist, sondern mit Inkrafttreten des ElWOG 2011. Wir erwarten jetzt einen Vorschlag des Unternehmens, wie es in einer schicklichen Frist Maßnahmen setzen will“, sagt dazu Martin Graf. Man wisse freilich, dass „manches nicht von heute auf morgen geht. Man kann es auch übertreiben, etwa wenn am letzten Mast noch ein Pickerl drauf klebt.“
Vorschläge erwartet morgen auch der Aufsichtsrat. „Ich werde mir den Bericht des Vorstandes anhören. Das klingt ein bisschen wie ein Orchideenthema, ist aber der E-Control sehr wichtig. Es ist jetzt Aufgabe des Unternehmens, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen“, sagte Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ), stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Salzburg AG.
Für den Salzburger Energieversorger sind die Auflagen der Behörde jedenfalls alles andere als ein Orchideenthema. Es geht um die zukünftige Ausrichtung der Salzburg AG. Denn die Forderungen der E-Control, dass „eine Verwechslung in Bezug auf die eigene Identität der Versorgungssparte des vertikal integrierten Unternehmens ausgeschlossen ist“, lässt zwei Wege offen. Entweder, die Salzburg AG gliedert die Netzgesellschaft komplett aus; oder sie schafft eine eigenständige Vertriebstochter.
Beide Wege hat die E-Control in der Vergangenheit schon akzeptiert. „Das ist eine strategische Entscheidung des Unternehmens. Sieht künftig der Vertrieb so aus wie die Salzburg AG oder das Netz. Es ist beides möglich. Aber dass Vertrieb und Netz als gleiche Marke auftreten, das geht nicht“, sagt Graf.
Innerhalb des Unternehmens gibt es über die weitere Vorgehensweise noch keinen Konsens; offenbar wird aber die Vertriebsvariante leicht bevorzugt.
Sie hätte den Vorteil, dass die „Hardware“des Unternehmens wie Trafostationen, Servicefahrzeuge oder Stromzähler weiter unter dem Logo und dem Markennamen Salzburg AG betrieben werden können.
Einzig der Stromvertrieb, der mit dem Kunden ohnehin nur mit der Jahresabrechnung in Kontakt tritt, müsste ausgelagert und umbenannt werden. Hingegen werden bei einer Auslagerung der kompletten Hardware des Unternehmens hohe Mehrkosten befürchtet. Alle Synergien, die durch den Zusammenschluss von Stadtwerke und SAFE entstanden seien, wären Geschichte, heißt es. Hinzu kommt ein weiteres pikantes Detail. Der dritte Eigentümer neben Stadt und Land, die Energie AG Oberösterreich, würde wohl den Vorstand einer Netze AG für sich beanspruchen.