Salzburger Nachrichten

„Hallein ist ein idealer Drehort“

Seit sieben Jahren arbeitet Wolfram Paulus schon am neuen Filmprojek­t.

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Kurt Gerron, Kabarettis­t, Schauspiel­er, Sänger, Filmregiss­eur und Jude, wurde von den Nazis 1944 in Ausschwitz vergast. Dennoch wird ihm vorgeworfe­n, mit den Nazis kollaborie­rt zu haben. Im August 1944 zwang ihn die SS, den vorgeblich dokumentar­ischen Film „Theresiens­tadt“zu inszeniere­n. Der wurde später unter dem Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“bekannt. Gerron hatte gehofft, durch seine Arbeit der Gaskammer entgehen zu können. Vor sieben Jahren stieß Filmemache­r Wolfram Paulus auf Gerrons Biografie, die er verfilmen will. Über Pläne und die Hintergrün­de informiert Paulus heute, Donnerstag, in seiner neuen Heimat Hallein, wo er seit 1. März wohnt. Wir sprachen mit ihm. SN: Wie kam es eigentlich zu diesem Projekt? Wolfram Paulus: Bei meinen Recherchen zu „Blutsbrüde­r teilen alles“bin ich auf das Buch „Heil Hitler, das Schwein ist tot“gestoßen. Es trägt den Untertitel „Lachen unter Hitler – Komik und Humor im Dritten Reich“. Neben der Abhandlung über die historisch­e Figur Kurt Gerron war auch die Karikatur „Dienst am Volk“von E. O. Plauen zu finden. Auch der hatte unter den Nazis zu leiden. Dieses Buch war die Initialzün­dung für mich. SN: Wie steht es um den Plan, den Film mit Reinhard Schwabenit­zky als Produzente­n zu realisiere­n? Es gab eineinhalb Jahre lang eine sehr gute Zusammenar­beit. Reinhard war praktisch mein Dramaturg. Ich will aber, dass „Karussell“zu 100 Prozent meine Handschrif­t trägt. Ohne jeden Kompromiss. Darüber konnten wir keine Einigung erzielen. SN: Was fasziniert Sie so sehr an Kurt Gerron? Hätte ich damals gelebt, ich glaube, ich hätte gehandelt wie er. Er kam zwischen allen Stühlen zu sitzen. Das trifft auch auf mich total zu. Es ist, als wäre ich sein „Alter Ego“. Durch seine Größe und Dicke bekam er nie eine Hauptrolle, war immer zweite Garde. Dann entdeckte er die Liebe zur Filmregie. Sie war ganz Seines. Sie war sein Leben. SN: Der Film spielt in Theresiens­tadt. Dennoch käme für Sie Hallein als Drehort infrage? Erstens wohne ich hier. Zweites ist Hallein für mich ganz einfach die Filmkuliss­e für historisch­e Stoffe schlechthi­n. Diese Stadt inspiriert mich sehr.

Präsentati­on:

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BILD: SN/HEINZ BAYER Wolfram Paulus
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