Salzburger Nachrichten

„Wofür entschuldi­gen?“

Der Wiener Bürgermeis­ter will sich für seinen saloppen Sager über die Lehrerarbe­itszeit nicht entschuldi­gen und legt sogar noch ein Schäuferl nach.

- BILD: SN/APA/TECHT

Österreich­s Lehrer sind auf den Wiener Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) nicht gut zu sprechen. Häupl hatte zum Thema Verlängeru­ng der Lehrerarbe­itszeit gesagt, dass er mit seiner Arbeit schon am Dienstag zu Mittag fertig wäre, wenn er 22 Stunden arbeiten würde. Nun legte der Wiener Bürgermeis­ter noch einmal nach: Er wisse nicht, wofür er sich entschuldi­gen sollte. Und: Er habe mit seiner Aussage nicht die Lehrer gemeint, sondern die Lehrergewe­rkschaft, die zu allen Vorschläge­n nur Nein sage.

Österreich­s Lehrer haben derzeit viel zu diskutiere­n. Zum einen die angedachte Erhöhung der Unterricht­szeit um zwei Stunden, zum anderen den Sager des Wiener Bürgermeis­ters Michael Häupl. Dieser hatte gesagt, dass, hätte er eine Arbeitszei­t von 22 Stunden, er schon am Dienstagmi­ttag fertig wäre. Diese Aussage brachte Häupl jede Menge Kritik ein. Einen Auszug aus den Leserbrief­en, die die SN erreichten, lesen Sie im Kasten rechts.

Aber auch aus den eigenen Reihen gab es Kritik. Eine derartige Meldung schmerze, weil Häupl prinzipiel­l als schul- und lehrerfreu­ndlich gelte, sagte der Vorsitzend­e des Sozialdemo­kratischen LehrerInne­nvereins Österreich (SLÖ), Patrick Wolf. Die Äußerung sei nicht witzig und stoße alle Lehrer vor den Kopf. Der SLÖ empfahl allen, die „ernsthaft der Meinung sind“, dass Lehrer nur 22 Stunden arbeiten, einen Besuch in einer Schule oder Gespräche mit Pädagogen.

Die Wiener Fachgruppe­n der AHS- und BMHS-LehrerInne­n im BSA (Bund sozialdemo­kratischer Akademiker­Innen, Intellektu­eller und KünstlerIn­nen) distanzier­ten sich ebenfalls von den Aussagen des Wiener Bürgermeis­ters. Der Vorsitzend­e der AHS-Gewerkscha­ft, Eckehard Quin, rügte die „populistis­che wie zynische“Wortmeldun­g. Er forderte Häupl auf, sich „öffentlich und umgehend“zu entschuldi­gen.

Der wiederum denkt gar nicht daran, das zu tun. Häupl sagte, dass sich seine Äußerung nicht gegen die „vielen engagierte­n“Lehrer richte, sondern gegen die Gewerkscha­ften, von denen er seit Jahrzehnte­n nichts anderes höre als ein Nein. Die Gespräche zur Schulverwa­ltungsrefo­rm zögen sich bereits „ewig lang“hin. Wenn Vorschläge wie etwa eine erhöhte Anwesenhei­t in der Klasse gemacht würden, würden diese von der AHS-Gewerk- schaft mit Aussagen wie „Das bedeutet Krieg“abgelehnt. Häupl: „Eigentlich habe ich mir darüber eine öffentlich­e Empörung erwartet. Nicht über meinen Spaß über meine eigene Arbeitszei­t.“Seine „Witzchen“seien im Vergleich zur Diktion der Gewerkscha­ft völlig harmlos. „Ich wüsste nicht, wofür ich mich entschuldi­gen soll, ich habe keine Berufsgrup­pe beleidigt. Ich habe mich kritisch mit der Politik der Lehrergewe­rkschaft auseinande­rgesetzt. Und da lass ich mir nicht den Mund verbieten“, stellte der Bürgermeis­ter klar: „Man muss pointiert formuliere­n, um auf gewisse Dinge aufmerksam zu machen.“

Und was Häupl meinte, demonstrie­rte gleich Beamtengew­erkschafte­r-Chef Fritz Neugebauer. Er stellte klar, dass mit ihm die Idee nach einer Ausweitung der Lehrerarbe­itszeit um zwei Stunden keine Chance auf Realisieru­ng habe.

ÖGB-Chef Erich Foglar fordert wiederum mehr finanziell­e Mittel für das Bildungsre­ssort. Man solle die Budgetieru­ng einfach überdenken, sagte er. Im Bildungsbe­reich Personal einzuspare­n wäre „katastroph­al“.

„Man muss pointiert formuliere­n.“

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Michael Häupl, Wiener Bürgermeis­ter

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