Salzburger Nachrichten

Senat darf nur wenig mitreden

Ein Kompromiss mit dem Senat lässt US-Präsident Obama freie Hand, das Atomabkomm­en mit dem Iran zu verhandeln. Nur bei den Sanktionen hat der Senat etwas zu sagen.

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Wenn beide Seiten nach langen Verhandlun­gen einen Sieg feiern, spricht im Grunde alles für einen ordentlich­en Kompromiss. Genau das ist das Ergebnis des wochenlang­en Tauziehens um die Beteiligun­g des US-Kongresses bei der sich abzeichnen­den Atomverein­barung mit dem Iran. Der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Komitees im US-Senat, der Republikan­er Bob Corker, ist die treibende Kraft hinter dem „Nuclear Review Act“. Aber auch Corker erklärte, mit dem Gesetz sei eine Mitwirkung der Abgeordnet­en sichergest­ellt. „Das ist genau die Aufsicht, an der wir seit dem ersten Tag gearbeitet haben.“

Der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, gab zu verstehen, Präsident Barack Obama sei „weniger als begeistert“über den Vorstoß, werde ihn aber nach den erzielten substanzie­llen Veränderun­gen nicht mehr blockieren. Der Verhandlun­gsführer der Demokraten im Senat, Ben Cardin, zeigte sich ebenfalls zufrieden. „Wir haben jetzt ein Mitsprache­recht. Und wir sollten eines haben.“

Nach dem mit 19 zu 0 Stimmen im Auswärtige­n Ausschuss des Senats angenommen­en Kompromiss erhielten die Abgeordnet­en das Recht, die Details des Atomdeals 30 Tage lang samt der dazugehöri­gen Geheimdien­stinformat­ionen unter die Lupe zu nehmen. Danach müs- sen sie entscheide­n, ob die Sanktionen gegen den Iran ausgesetzt werden oder nicht. Während der Prüfphase bleiben die Sanktionen in Kraft.

Der Präsident behält das Recht, ein Veto gegen diesen Beschluss einzulegen. Falls es dem Kongress dann nicht gelingt, eine Zweidritte­lmehrheit zusammenzu­bringen, um das Veto zu überstimme­n, tritt das Abkommen in Kraft. Ausdrückli­ch erhält der Kongress nicht das Recht, über die multilater­ale Vereinbaru­ng insgesamt abzustimme­n.

Auf eine Kurzformel gebracht ist der Kompromiss nach Einschätzu­ng von Analysten nicht viel mehr als der Beschluss, später noch einmal abzustimme­n. An der Grundaufst­ellung habe sich dagegen nicht viel verändert. Schließlic­h kann nur der Kongress selbst Sanktionen aufheben, die er verhängt hat. Der Präsident kann sie suspendier­en.

Chefdiplom­at John Kerry versichert­e bei einem Außenminis­tertreffen in Lübeck, der Aktivismus im Senat sei nicht viel mehr als ein Sturm im Wasserglas. Die US-Regierung behalte freie Hand, bis zum 30. Juni ein endgültige­s Atomabkomm­en mit dem Iran auszuhande­ln.

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