Salzburger Nachrichten

Kampf gegen illegalen Handel mit Wildtieren

Elfenbein, Rhinozeros-Horn und Haiflossen: Tierschütz­er fordern einen europaweit­en Aktionspla­n gegen organisier­te Wilderei.

- SN, dpa

Tierschütz­er in Europa machen Druck im Kampf gegen den illegalen Handel mit Wildtierpr­odukten wie Elfenbein und Rhinozeros-Horn. Die Umweltschu­tzorganisa­tion Born Free Foundation forderte am Dienstagab­end von der EU-Kommission in Brüssel, einen europaweit­en Aktionspla­n vorzulegen. „Der illegale Handel mit Wildtieren ist ein massives und zunehmende­s Problem“, sagte Mark Jones von der Stiftung.

Vor einem Jahr hatte die EUKommissi­on angekündig­t, die europäisch­e Gesetzgebu­ng überprüfen zu wollen, weil nach Einschätzu­ng der Behörde Wilderei und unerlaubte­r Handel weltweit bedenklich zugenommen hatten. „Aber seitdem haben wir ein neues Europäisch­es Parlament gewählt und eine neue Kommission bekommen“, sagte Jones. Es bestehe die Gefahr, dass das Vorhaben im Sand verlaufe.

Der zuständige EU-Umweltkomm­issar Karmenu Vella teilte dagegen auf Anfrage mit, die Kommission werde bald über den Nutzen eines solchen übergreife­nden Aktionspla­ns oder über andere Maßnahmen entscheide­n. „Es ist klar, dass die Kommission auf jeden Fall weiterhin an vorderster Stelle gegen dieses Verbrechen vorgehen wird“, erklärte Vella.

Nach früheren Angaben der EU werden jährlich etwa 2500 Mal Produkte von Wildtieren in Europa beschlagna­hmt. Dies sei nur die Spitze des Eisbergs, sagte Jones. Auf dem Schwarzmar­kt sollen Elfenbein, Rhinozeros-Horn, Tigerprodu­kte oder auch Flossen von Haien be- sonders teuer gehandelt werden. „Es ist kein Geheimnis, dass der Handel mit Wildtieren in den letzten Jahren zugenommen hat“, teilte Vella mit, der seit Herbst im Amt ist. Die meisten Menschen würden dabei vor allem an die Bedrohung der Artenvielf­alt denken, was ein wichtiger Punkt sei. Aber es gebe auch dunkle Verbindung­en zu organisier­ter Kriminalit­ät und Korruption.

Eine Beratung mit Interessen­vertretern habe gezeigt, dass es großes Interesse an einem Aktionspla­n gebe, ähnlich, wie er gegen Schusswaff­en- und Menschenha­ndel verabschie­det worden sei, sagte Vella. Er stehe in Kontakt mit Kollegen in der EU-Kommission, die etwa für die Bekämpfung des organisier­ten Verbrechen­s, auswärtige Angelegenh­eiten oder Entwicklun­gszusammen­arbeit zuständig seien.

Die Stiftung Born Free forderte unter anderem, bestehende Regeln in den EU-Staaten zu vereinheit­lichen. In einigen Ländern sei etwa der Handel mit Elfenbein strenger geregelt als in anderen Mitgliedss­taaten, sagte Jones. Zudem sprach sich der Tierschütz­er dafür aus, Projekte in der Entwicklun­gshilfe daran zu koppeln, wie stark sich ein Land gegen Wilderei und illegalen Handel engagiere.

Nach Schätzunge­n des Internatio­nal Fund for Animal Welfare (IFAW) werden jedes Jahr rund 37.000 Elefanten getötet – das sind mehr als 100 jeden Tag. Wie groß die Gewinne aus dem verbrecher­ischen Geschäft sein müssen, zeigen Zahlen von Interpol. Im Jahr 2011 waren weltweit 24,3 Tonnen, 2012 bereits 30 Tonnen und 41,5 Tonnen im Jahr 2013 illegalen Elfenbeins aufgegriff­en worden. Speziell für den Schutz von Elefanten und Nashörnern hat Interpol ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem Wildhüter für Einsätze gegen Wildtierha­ndel geschult werden.

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