Tötete er nach Vorbild eines Computerspiels?
Der wegen grausamer Bluttaten vor Gericht stehende Ex-Soldat spielte ein PC-Spiel, bei dem Täter den Opfern eine Art Trophäe abnehmen.
TRAUNSTEIN. Am Tag zwei im Traunsteiner Prozess gegen den 21jährigen Christoph R., der im Juli 2014 in Bad Reichenhall laut Anklage mit einem Kampfmesser erst einen 72-Jährigen erstach und dann eine 17-Jährige fast tötete, waren am Mittwoch Ermittler sowie Ärzte und Sanitäter am Wort.
Besonders brisant: Ein Kripobeamter berichtete als Zeuge, dass sich der auch im Prozess schweigende ehemalige Bundeswehrsoldat in der Kaserne in Reichenhall intensiv und auch noch kurz vor den schrecklichen Bluttaten mit einem speziellen Computer-Rollenspiel beschäftigt habe. Bei dem Spiel gebe es Versionen, in denen nicht nur Monster brutal auf ihre Opfer mit Messern losgingen. Die Täter nähmen den Opfern auch eine Art Souvenir bzw. Trophäe ab.
Hintergrund: Dem 72-jährigen ermordeten Pensionisten bzw. dem 17-jährigen Mädchen, das die Messerattacken nur dank Not-OP überlebte, wurde ein Stück Stoff aus dem Hemd entfernt bzw. ein Kosmetikspiegel weggenommen.
Wie der Kriminalist vor dem Jugendschwurgericht betonte, war der Spiegel in der Tasche jener blutverschmierten Hose gesteckt, die im Kasernenspind des angeklagten nunmehrigen Ex-Soldaten gefunden wurde.
Laut Anklage stach der zur Tatzeit alkoholisierte Christoph R. in jener Nacht des 14. Juli zeitversetzt auf beide Opfer mit dem 30 Zenti- meter langen Bundeswehr-Kampfmesser vom Typ KM 2000 ein. Der 72-Jährige – er wurde um 2.36 Uhr attackiert – erlitt 29 Stiche, darunter einen, der den linken Augapfel zerstörte. Sanitäter und Notarzt sagten aus, sie hätten zunächst an einen Unfall oder einen Suizid gedacht. Die Helfer unternahmen aber nichts mehr, als sie den auf einer Seite offenen Schädel des Mannes sahen. Sie ließen alles unverändert und alarmierten die Polizei.
Die 17-Jährige war damals gerade auf dem Heimweg und schob ihr Fahrrad neben sich her, als sie laut Anklage um 3.12 Uhr Christoph R. begegnete. Als sie schon an dem Soldaten vorbei war, griff dieser sie demnach plötzlich von hinten an. Die junge Frau erhielt mehrere wuchtige Schläge und Stiche – in den Nacken, in Kopf und Oberkörper, dann gegen Brust und Augen. Lebensgefährlich verletzt gelang der 17-Jährigen die Flucht. Anrainer verständigten die Rettungskräfte. Das Fahrrad der 17-Jährigen wurde zu einem wichtigen Beweismittel. Grund: Der Sachverständige Albert Winkelmayer vom Bayerischen Landeskriminalamt konnte an dem Gefährt DNASpuren sowohl der Jugendlichen als auch Mischspuren vom 72Jährigen und vom Angeklagten nachweisen.
Über die Obduktion des 72Jährigen berichtete Randolph Penning vom Rechtsmedizinischen Institut München. Die wesentlichen, mit voller Kraft geführten Stiche hätten alle den Kopf getroffen. Ein elf Zentimeter langer Stich habe von hinten die Wirbelsäule durchdrungen, vier Mal sei der Schädel durchstochen worden.
Morgen, Freitag, tritt dann das 17-jährige Opfer, das seit der Bluttat auf dem linken Auge blind ist, in den Zeugenstand.