Die EU-Hudler
Der Disput um die südburgenländische Rabiatperle zeigt das Dilemma Europas.
In Zeiten wie diesen, in denen die europäische Wirtschaft stottert, Millionen von jungen Menschen arbeitslos sind, ein Mitgliedsland so gut wie bankrott ist und andere unter einer erbarmungs- und trotzdem wirkungslosen Austeritätspolitik ächzen, in Zeiten, in denen die Gefahr droht, dass mit einem konzernfreundlichen TTIP-Abkommen Lebensmittelsicherheit, Verbraucherschutz und demokratische Grundsätze ausgehebelt werden, möchte man meinen, die EU hätte andere Sorgen, als den südburgenländischen Uhudler zu verbieten.
Diese aus Trauben von Direktträgern gekelterte robuste und reblausresistente Rabiatperle mit einem Bukett zwischen Walderdbeeren, schwarzen Ribiseln und einem leichten Hauch von Katzenkinderlulu und, wenn man Pech hat, einem Säuregehalt, der auch bei der Verwendung als Salatdressing noch nach Verdünnung schreit, ist eine lokale Spezialität und den eurokratischen Gleichmachern scheinbar ein Dorn im Auge.
Die Aufregung im Burgenland darüber ist groß. ÖVP-Politiker protestieren lautstark „gegen das EU-Diktat“, die SPÖ fordert ein „Uhudler-Kompetenzzentrum“und alle Parteien kämpfen für den Erhalt des adstringierenden Tröpfchens und gegen die böse EU, die „dieses einheimische Kulturgut vernichten will“. Ein wenig komisch daran ist nur die Tatsache, dass der Uhudler bei uns schon verboten war, lange bevor wir überhaupt in die EU eintraten. Und warum jetzt plötzlich die Aufregung? Am 31. Mai ist Landtagswahl. Bingo!
Die Geschichte zeigt die Crux der EU auf. Die Zentralisten in Brüssel mischen sich permanent in Details ein, die sie nichts angehen und die lokalen Politiker benutzen oft die EU, um im Wahlkampf von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken. Schade um Europa.