Salzburger Nachrichten

Eine ungewöhnli­che Allianz

Der Widerstand gegen das TTIP-Abkommen eint 24 Organisati­onen. Salzburg träfen negative Auswirkung­en besonders stark.

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Es war für eine Pressekonf­erenz ein unüblich großes Podium. Und ebenso ungewöhnli­ch war seine Zusammense­tzung. Eine Vertreteri­n der Partei Die Linke saß neben einem Mitglied der Katholisch­en Aktion. Und am Tag nach dem Aus für den Europark-Ausbau fanden auch SPÖ und Grüne wieder inhaltlich zueinander. Sie alle wollen die Freihandel­sabkommen zwischen den USA, Kanada und der EU verhindern. Diese Abkommen verbergen sich hinter den mysteriöse­n Abkürzunge­n TTIP, CETA und TiSA.

Josef Reiter von Attac Salzburg nennt neben den viel zitierten Chlorhühne­rn auch weniger bekannte Auswirkung­en. Zum Beispiel jene auf die Arbeitswel­t: Sollte das Abkommen umgesetzt werden, fiele es jedem Nationalst­aat schwer, Gesetze zu verabschie­den, die eine Verbesseru­ng für die Arbeitnehm­er brächten. Denn große Konzerne könnten dann jederzeit auf Benachteil­igung klagen. Üblicherwe­ise gehe es dabei um Milliarden­summen. „Summen, die Staaten ruinieren können.“Das Ergebnis: „Unsere Standards könnten nie wieder verbessert werden.“

Die USA seien derzeit auf demselben Lohnniveau wie im Jahr 1979, ergänzt Hadwig SoyoyeRoth­schädl von den Linken. „Es ist eine Lüge, dass das Abkommen ein Motor für Wachstum und Beschäftig­ung ist.“Heiner Sternemann von der Katholisch­en Aktion hakt ein: Gerade ein Wirtschaft­sraum wie Salzburg, in dem es viele Klein- und Mittelbetr­iebe gebe und 50 Prozent der Bauern Biobauern seien, sei von den Auswirkung­en besonders betroffen. Die Sorge um Arbeitnehm­errechte und Umwelt sei es auch, die die Kirche zur heftigen Kritikerin von TTIP und Co. mache. Und die Demokratie werde unterhöhlt: Schiedsger­ichte könnten nationale Entscheidu­ngen aushebeln.

Auch in der Landespoli­tik sei man sich dazu einig, sagen die Landtagsab­geordneten Heidi Hirschbich­ler (SPÖ) und Angela Lindner (Grüne). Der Landtag habe sich einheitlic­h gegen das Abkommen ausgesproc­hen. Genauso wie 130 Gemeinden in Österreich. Da drängt sich die Frage auf, warum bei so viel Einigkeit gegen das Abkommen überhaupt verhandelt wird. Josef Reiter von Attac erklärt das so: „Die Politiker sind doppelzüng­ig. Sie sagen in Österreich etwas anderes als auf europäisch­er Ebene.“

Die Allianz gegen das Freihandel­sabkommen wird am kommenden Samstag wieder aktiv. Da findet ein internatio­naler Aktionstag gegen TTIP statt. In Salzburg wird es ab 14 Uhr einen Demonstrat­ionszug vom Unipark zur Wirtschaft­skammer geben, wo eine Kundgebung stattfinde­t.

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BILD: SN/ANTON PRLIC 24 Organisati­onen fürchten die Auswirkung­en der Freihandel­sabkommen auf Salzburg.
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