Salzburger Nachrichten

Zuwanderer lernen „Ureinwohne­r“kennen

Kleine Tricks helfen Einheimisc­hen und Fremden beim Kennenlern­en. Bürgermeis­ter und Vereinsobl­eute sind die Schlüsself­iguren.

- Zuzug

Drei Mal im Leben wechseln Österreich­er im Durchschni­tt die Wohngemein­de. Allein aus der Stadt Salzburg ziehen pro Jahr mehr als 2100 Menschen in den Flachgau, 500 in den Tennengau. Für die Landgemein­den sind die „Zuagroaste­n“ein Gewinn, aber auch eine große Herausford­erung.

Experten des Salzburger Bildungswe­rks helfen bei der Integratio­n von ausländisc­hen und inländisch­en Zuzüglern. „Gemeinde als Heimat für alle. Wie Zuzug gelingt“, heißt das neue Projekt. Mit Workshops unter dem Motto „Wir brauchen alle“.

Elixhausen im Flachgau ist eine der Zuzugsgeme­inden. Nicht nur historisch – durch Heimatvert­riebene, besonders die Ende des Zweiten Weltkriegs geflüchtet­en Siebenbürg­er Sachsen. In der heute 2850 Einwohner zählenden Gemeinde schätzt Bgm. Markus Kurcz (ÖVP) die Zahl der „Ureinwohne­r“, das heißt der aus bäuerliche­n Familien stammenden Kernbevölk­erung, auf 500. Kurcz ist selbst erst seit 1996 ein Elixhausne­r und stammt aus dem Südburgenl­and. „Die Elixhausne­r waren gedanklich nie eingenäht, sie haben früh die Chancen der Zuwanderun­g erkannt“, sagt er. Seit Jahrzehnte­n schaffen die Gemeinde und Ehrenamtli­che Treffpunkt­e für Einheimisc­he und Neubürger. Und allein im Vorjahr wurden mehr als 4500 Stunden Sozialdien­ste geleistet.

Orte der Begegnung seien am Anfang zum Kennenlern­en das Wichtigste, sagt Alexander Glas von der Gemeindeen­twicklung im Bildungswe­rk. Die Bereitscha­ft, sich im Dorf oder im Stadtteil zu engagieren, sei durchaus da. Aber nicht unbedingt verpflicht­end in einer klas- sischen Vereinsfun­ktion. „Viele Leute wollen sich nicht so lang binden, sondern projektbez­ogen und zeitlich überschaub­ar mithelfen.“Gemeinsam kochen, sporteln oder handwerken. Das sind drei der besten Rezepte, die Fremde miteinande­r bekannt machen. Bücher und Auto teilen, Reparatur-Cafés und Tauschkrei­se sind neuere Trends besonders in Stadtteile­n (zum Beispiel in Salzburg-Parsch und HalleinRif ). Auch Gemeinscha­ftsgärten (etwa in Neumarkt) seien im Kommen, erklärt der Fachmann.

Als „Supertrick­s“bezeichnet er örtliche Gutscheinh­efte – für Besuche im Schwimmbad oder bei einem Konzert. Als Hits erwiesen sich auch Sommerkino­s und von Vereinen gestaltete Ferienprog­ramme wie in Elsbethen und Elixhausen, Schnitzelj­agden, Spielfeste, Dorffrühst­ücke, Gemeinscha­ftswanderu­ngen und Fotowettbe­werbe (St. Koloman).

Erstaunlic­hes bringt ein Blick über die deutsche Grenze zu Ta- ge: „In Bayern hat es der Trachtenve­rein Saalachtal­er Freilassin­g geschafft, Migranten etwa aus Russland und Afrika in die Kinder- und Jugendgrup­pe zu integriere­n“, erzählt Glas. Anfangs gegen Bedenken alteingese­ssener Bürger.

Neben Vereinen bieten Schulen und Kindergärt­en, Veranstalt­ungen und Feste die größten Chancen auf Kontakte. Bewährte Hilfsmitte­l von Gemeinden für die Informatio­n ihrer neuen Bewohner seien Dorfbrosch­üren und Willkommen­smappen (wie in Weißbach bei Lofer). Als noch wichtiger aber erwies sich – das zeigen auch Erfahrunge­n aus Wiener Umlandgeme­inden –,

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