Die Ski-WM wird nach Regeln des ÖSV-Chefs vergeben
Saalbach-Hinterglemm hofft heute auf den Zuschlag für die alpine Ski-WM, doch der ÖSV wird erst am 26. Juni abstimmen lassen. Bis dahin will man Finanzunterlagen prüfen.
SALZBURG. Salzburgs Skiverbandspräsident Bartl Gensbichler dürfte ein gutes Gespür gehabt haben: Als in der Vorwoche durchgesickert ist, dass der ÖSV die Abstimmung über die Vergabe der Ski-WM erneut verschieben will und nicht am heutigen Donnerstag bei der Präsidentenkonferenz abstimmen lassen möchte (SN vom 11. April), vermutete er ein taktisches Manöver. „Wahrscheinlich fehlen den Tirolern noch die Finanzgarantien für ihre Unterlagen.“
Und weil die Wahrheit eine Tochter der Zeit ist, ereignete sich nun am letzten Dienstag Folgendes: Tirols Landeshauptmann Günther Platter erklärte die Ski-WM in Tirol zur Chefsache und stellte den Bewerbern aus St. Anton am Arlberg einen Kostenbeitrag des Landes Tirol in Höhe von fünf bis sechs Millionen Euro in Aussicht.
Die Finanzgarantie des Landes Salzburg hat Mitbewerber Saalbach-Hinterglemm hingegen schon seit Anfang Februar. Doch dass die Saalbacher ihre Hausaufgaben besser erledigt haben als ihr Konkurrent, wird unerheblich sein. Denn ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel wird am heutigen Donnerstag bei der Präsidentenkonferenz in Innsbruck erst gar nicht abstimmen lassen. Das bestätigte auch Generalsekretär Klaus Leistner gegenüber der „TT“. Nun sei die Zeit gekommen, da man ausgiebig prüfen müsse. Bis Ende Mai sollen die Finanzierungspläne durchleuchtet werden, die Entscheidung soll dann bei der nächsten Präsidentenkonferenz am 26./27. Juni in Seefeld fallen. „Das ist eine gescheite Vorgangsweise“, meint Peter Mall, Generalsekretär der Arlberg-Kandahar-Kandidatur.
Naturgemäß anders klingt das bei Salzburgs Präsident Bartl Gensbichler. „Ein Kasperltheater“, sagt er und will daher durchsetzen, dass am heutigen Donnerstag wie geplant abgestimmt wird. Zunächst werden heute Saalbach-Hinterglemm und St. Anton wie geplant ihre WM-Projekte präsentieren. Danach will Gensbichler abstimmen lassen. Ob er selbst damit rechnet? „Ich bin immer ein optimistischer Mensch, daher rechne ich, dass wir abstimmen und dass wir den Zuschlag bekommen.“
Deswegen hat er auch im Vorfeld Salzburgs Skisportler für die WM in Saalbach-Hinterglemm eingespannt: Von Annemarie Moser-Pröll bis Marlies Schild und von Michael Walchhofer bis Hermann Maier warben Olympiasieger und Weltmeister für eine alpine Ski-WM in ihrer Salzburger Heimat.
Apropos WM: Die großen Verbände aus Italien, Österreich und der Schweiz ziehen hinter den Kulissen an einem Strang: 2021 verzichtet Österreich auf eine Kandidatur zugunsten von Cortina, 2023 soll Österreich am Zug sein, 2025 will die Schweiz Crans Montana durchsetzen. Dadurch wäre der Zuschlag in der internen Bewerbung gleichbedeutend mit der WM-Vergabe.
„ Ich bin ein Optimist und glaube an den Zuschlag.“