Spindelegger tritt aus Offiziersgesellschaft aus
Ex-Vizekanzler protestiert gegen Kurs des OG-Präsidenten. Schwere Kritik auch aus Salzburg.
WIEN. Die Offiziersgesellschaft Wien hat ein prominentes Mitglied weniger. Oberleutnant der Reserve Michael Spindelegger, Vizekanzler bis 2014, ist aus Protest ausgetreten.
Er übt Kritik am Kurs des Präsidenten der Offiziersgesellschaft in der Bundesheer-Diskussion. „Das findet nicht meine Zustimmung. Da ich den Eindruck gewinnen musste, dass hier mehr persönliche Interessen im Vordergrund stehen und nicht die Stärkung des verfassungsmäßig verankerten Milizsystems, ziehe ich meine Konsequenzen.“
Präsident der Österreichischen Offiziersgesellschaft (ÖOG) ist der Milizoffizier Erich Cibulka;, er vertritt die Landesgesellschaften mit 7000 Mitgliedern. Cibulka muss sich nicht nur vom ehemaligen Vizekanzler, sondern auch von den traditionell kritischen Salzburgern unfreundliche Worte anhören. „Als Präsident der ÖOG erfüllt er nicht die Erwartungen, die wir in ihn gesetzt haben“, sagt Erwin Seeauer, der Chef der Salzburger Landesgruppe. Cibulka habe die kritische Linie seines Vorgängers verlassen und verfolge einen „AppeasementKurs“gegenüber dem Ministerium, heißt es. Erich Cibulka will zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen.
Bei der Offiziersgesellschaft gehen allerdings die Wogen hoch. Die Salzburger haben zuletzt damit gedroht, das Abonnement der ÖOGZeitschrift „Der Offizier“für die Mitglieder zu kündigen. „Von einer kritischen Linie der Offiziersgesellschaft, die ja beschlossen worden ist, ist nichts mehr zu finden. Wir sind damit nicht einverstanden“, sagt Seeauer.
Kritische Berichte rücken jetzt die Landesgesellschaften selbst auf ihre Mitteilungsblätter. Das der Niederösterreicher wurde allerdings nicht gedruckt. Die Heeresdruckerei weigerte sich. Grund war ein Artikel des ehemaligen Leiters der Arbeitsgruppe Miliz bei der Bundesheer-Reformkommission, Werner Bittner. „Uns hat der Artikel recht gut gefallen, weil er recht schonungslos umgeht mit der Zentralstelle“, sagte der Präsident der OG Niederösterreich, Günter Hochauer. Aus dem Verteidigungsministerium heißt es, man sei Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich; damit sei logisch, dass nichts gedruckt werde, was dem Ministerium schade.