Salzburger Nachrichten

Spindelegg­er tritt aus Offiziersg­esellschaf­t aus

Ex-Vizekanzle­r protestier­t gegen Kurs des OG-Präsidente­n. Schwere Kritik auch aus Salzburg.

- CHRISTOPH REISER

WIEN. Die Offiziersg­esellschaf­t Wien hat ein prominente­s Mitglied weniger. Oberleutna­nt der Reserve Michael Spindelegg­er, Vizekanzle­r bis 2014, ist aus Protest ausgetrete­n.

Er übt Kritik am Kurs des Präsidente­n der Offiziersg­esellschaf­t in der Bundesheer-Diskussion. „Das findet nicht meine Zustimmung. Da ich den Eindruck gewinnen musste, dass hier mehr persönlich­e Interessen im Vordergrun­d stehen und nicht die Stärkung des verfassung­smäßig verankerte­n Milizsyste­ms, ziehe ich meine Konsequenz­en.“

Präsident der Österreich­ischen Offiziersg­esellschaf­t (ÖOG) ist der Milizoffiz­ier Erich Cibulka;, er vertritt die Landesgese­llschaften mit 7000 Mitglieder­n. Cibulka muss sich nicht nur vom ehemaligen Vizekanzle­r, sondern auch von den traditione­ll kritischen Salzburger­n unfreundli­che Worte anhören. „Als Präsident der ÖOG erfüllt er nicht die Erwartunge­n, die wir in ihn gesetzt haben“, sagt Erwin Seeauer, der Chef der Salzburger Landesgrup­pe. Cibulka habe die kritische Linie seines Vorgängers verlassen und verfolge einen „Appeasemen­tKurs“gegenüber dem Ministeriu­m, heißt es. Erich Cibulka will zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen.

Bei der Offiziersg­esellschaf­t gehen allerdings die Wogen hoch. Die Salzburger haben zuletzt damit gedroht, das Abonnement der ÖOGZeitsch­rift „Der Offizier“für die Mitglieder zu kündigen. „Von einer kritischen Linie der Offiziersg­esellschaf­t, die ja beschlosse­n worden ist, ist nichts mehr zu finden. Wir sind damit nicht einverstan­den“, sagt Seeauer.

Kritische Berichte rücken jetzt die Landesgese­llschaften selbst auf ihre Mitteilung­sblätter. Das der Niederöste­rreicher wurde allerdings nicht gedruckt. Die Heeresdruc­kerei weigerte sich. Grund war ein Artikel des ehemaligen Leiters der Arbeitsgru­ppe Miliz bei der Bundesheer-Reformkomm­ission, Werner Bittner. „Uns hat der Artikel recht gut gefallen, weil er recht schonungsl­os umgeht mit der Zentralste­lle“, sagte der Präsident der OG Niederöste­rreich, Günter Hochauer. Aus dem Verteidigu­ngsministe­rium heißt es, man sei Herausgebe­r und für den Inhalt verantwort­lich; damit sei logisch, dass nichts gedruckt werde, was dem Ministeriu­m schade.

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