Salzburger Nachrichten

Ein Plüschtige­r mit Sprachfehl­er

- Kanada Jörg Michel

Eigentlich wollte Nick Messina seiner Tochter Carina zu Ostern nur ein Stofftier schenken. Die Wahl der Familienva­ters aus Montréal fiel auf einen Plüschtige­r. Doch als Messina ebendiesen in einem Discounter in Montréal kaufen wollte – durfte er nicht. Denn der aus der Zeichentri­ckserie „Der kleine Tiger Daniel“bekannte Spielzeugt­iger ist nicht nur zum Knuddeln da. Er kann singen und sprechen – doch tut er das auf Englisch, und das ist in der frankophon­en Provinz Québec illegal. Laut Gesetz muss in Québec das Französisc­he in der Öffentlich­keit stets dominieren, was unter anderem Schilder, Etiketten, Kataloge, Bedienungs­anleitunge­n, Speisekart­en, Schulen oder Fernseh- und Radiosende­r betrifft. Und eben auch sprechende­s Spielzeug.

Um in Québec verkauft werden zu dürfen, müsste Tiger Daniel entweder beide Sprachen kennen oder einen anderen Tiger an seiner Seite haben, der des Französisc­hen mächtig ist. So will es das Gesetz und das wird auch strikt durchgeset­zt. Eine eigens dafür geschaffen­e Sprachpoli­zei überwacht die Regelung mit scharfem Auge. Messina und mit ihm viele Anglo-Kanadier halten das für übertriebe­n. „Eltern sollten ihren Kindern jedes Spielzeug kaufen können, das sie wollen“, beschwerte sich Messina, zumal er in Montréal wohnt, einer Stadt mit einer signifikan­ten englischsp­rachigen Minderheit. Inzwischen hat er den Tiger über einen Online-Versandhän­dler aus den USA bestellt. Drei Mal so teuer.

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