Fünflinge sind „medizinisch betrachtet ein Kunstfehler“
Die USA feiern die erste Geburt von Mädchen-Fünflingen. In Österreich war dies zuletzt 2011 der Fall. Beide Male halfen Ärzte mit – wie bei den meisten Mehrlingsgeburten.
Mann Ahmet D. aus Niederösterreich für Schlagzeilen, als sie stolze Eltern von fünf Mädchen wurden. Eine mittlerweile zehnjährige Tochter hatten sie da bereits. Wie es ihnen heute geht, verrät die achtköpfige Großfamilie nicht. Sie meidet die Medienöffentlichkeit.
Statistisch betrachtet liegt die Wahrscheinlichkeit von Mehrlingsgeburten bei rund zwei Prozent. Fast immer handelt es sich um Zwillinge, gelegentlich um Drillinge und sehr, sehr selten um Vierlinge. Die Statistik Austria weist bis Ende der 1980er-Jahre im Schnitt höchstens eine Vierlingsgeburt pro Jahrzehnt auf. Von 1991 bis 2013 kamen 19 Mal Vierlinge in Österreich auf die Welt. Zwei Mal gebaren Mütter Fünflinge – eine davon war Tugba D., die zweite eine Kärntnerin, die 1992 zwei Buben und drei Mädchen bekam.
Den meisten Mehrlingsgeburten geht eine Hormonbehandlung voraus, wie sie bei künstlichen Befruchtungen durchgeführt wird. Neben der Samenspende, der In-vivo- und der In-vitro-Fertilisation (IVF) – der Befruchtung der Eizelle in- und außerhalb des Körpers – ist in Österreich seit Februar auch die Eizellenspende erlaubt. Genaue Zahlen, wie viele durchgeführt werden, gibt es keine. Fest steht lediglich, dass es 2013 insgesamt 2191 Geburten durch IVF gab, die der Staat mitfinanzierte. 15,6 Prozent davon waren Zwillings-, 0,7 Prozent Drillings- bzw. Vierlingsgeburten.
Die frischgebackenen fünffachen Eltern aus Texas hatten ihre Kinder durch Insemination gezeugt. Familie D. aus Niederösterreich kam nach mehreren Fehlgeburten durch eine Hormonbehandlung zu ihren Fünflingen.
Gegen diese
„Einmischung von außen“hat Thorsten Fischer, der Leiter der Salzburger Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, an sich nichts einzuwenden. Wohl aber gegen Mehrlingsgeburten. „Medizinisch betrachtet sind Mehrlingsgeburten ein Kunstfehler, den es nicht geben dürfte“, betont er im SN-Gespräch.
Das Risiko einer 52-Jährigen, die ein Kind erwarte, sei ebenso groß wie das einer 28-jährigen Schwangeren, die Zwillinge bekomme. „Die Schwierigkeit liegt darin, die Kinder, die unterschiedlich weit entwickelt sind, nicht zu früh und nicht zu spät zu holen“, betont Fischer. Mehrlingsgeburten seien deshalb überdurchschnittlich oft Frühgeburten, die in der Regel durch Kaiserschnitt durchgeführt würden.
Auch die frischgebackene Mutter aus Texas und Tugba D. aus Niederösterreich brachten ihre fünf Mädchen bereits in der 29. Schwangerschaftswoche zur Welt, also rund neun Wochen zu früh.
In Salzburg hat es in den vergangenen 40 Jahren keine Fünflingsgeburt gegeben. Dafür kamen aber vier Mal Vierlinge auf die Welt – 1987, 1996, 2002 und zuletzt am 2. Juni 2014. Seit damals sind Johanna R. und Philipp M., ein Tierärztepaar aus Bergheim, stolze Eltern von vier Mädchen.