Erst Wien und danach der Rest der Welt
Mit einer Gitarre und einer Stimme lässt sich der Globus erobern – auch fernab des Song Contests.
Zu Hause zu bleiben wäre sicher auch gemütlich gewesen. Wenn die Welt rundherum so groß ist, dann „ist es gut, selbst klein zu sein“, singt Wolfgang Muthspiel. Für sein Album hat er auf der ganzen Welt Klangfarben eingesammelt. Der Song „Austria“ist mit leiser Ironie getönt. „Sie sagen, wir seien langweilig, und wir finden das auch gut so“, heißt es da. Mangelnde Risikofreude könnte man Muthspiel unterdessen kaum vorhalten.
Als Jazzgitarrist ist er seit den 90er-Jahren, als nach New York übersiedelte, international groß angeschrieben. Mittlerweile ist Muthspiel längst wieder in Wien zu Hause. Doch für sein Album „Vienna Naked“hat er 2012 ein neues Instrument ausprobiert: die Stimme. Der Gitarrenvirtuose Wolfgang Muthspiel trat in dem Projekt zugunsten des Sängers und Songschreibers Wolfgang Muthspiel einen Schritt zurück. Jetzt erscheint eine Fortsetzung: Für „Vienna, World“ist er auf Weltreise gegangen. Im schwedischen Tibro und in Buenos Aires, in Rio de Janeiro und New York hat Muthspiel Freunde besucht, Kollegen getroffen, Ideen ausprobiert und Songs aufgenommen. Um „die verschiedenen Dialekte in der Musik“sei es ihm bei der neuen Route gegangen, deren Endstation wiederum Wien war. Dass dabei ein Album mit heterogenen Songs herauskommt, versteht sich. Um das Verweilen bei einem einmal entdeckten Klangpanorama geht es schließlich nicht. „Ein Kof- fer ist immer gepackt“, heißt es im Eröffnungssong, einem reduzierten Duo mit Sängerin Becca Stevens. Im Tango „The Dancer“darf die Jazzgitarre wieder singen, im angezerrten „Lover Like You“steuert die Rhythmusgruppe der Popband a-ha den Groove bei. Bei „Austria“spielt Benjamin Schmid die Violine. Das stilistische Durcheinander, das sich aus den 13 Songs ergibt, entwickelt seine ganz eigene Heimeligkeit. Vielleicht so wie in dem New York, an das sich Muthspiel im Song „Manhattan“erinnert: „Weil jeder von ganz woanders kam, fühlte sich jeder zu Hause.“
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