Salzburger Nachrichten

Essen der Zukunft: Maden statt Steaks

In 15 Jahren werden sich die Menschen völlig anders ernähren. Was Weltanscha­uung und Insekten damit zu tun haben.

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FRANKFURT. Tiefgekühl­te Insektenbu­rger aus dem Onlinevers­and und Algen aus der Gemeinscha­ftsküche. In 15 Jahren könnten sich viele Menschen in Deutschlan­d so ernähren. Die Essens- und Einkaufsge­wohnheiten sollen sich nach einer repräsenta­tiven Studie des Nestlé-Zukunftsfo­rums mit dem Titel „Wie is(s)t Deutschlan­d 2030?“grundlegen­d ändern und dabei zugleich individuel­ler werden. „Ernährung wird zunehmend eine Frage der Weltanscha­uung“, sagte Nestlé-Deutschlan­dchef Gerhard Bersenbrüg­ge am Donnerstag. Viele Forscher sehen dies ähnlich. Wesentlich­e Trends zeichnen sich ab. Vor allem würden Verbrauche­r emanzipier­ter, anspruchsv­oller, differenzi­erter und weniger loyal, sagte Bersenbrüg­ge. Laut Studie wollen immer mehr Verbrauche­r Ressourcen schonen, werteorien­tiert einkaufen und sich gesund ernähren.

Nach Einschätzu­ng von Gerhard Rechkemmer vom Max-RubnerInst­itut für Ernährung und Lebensmitt­el in Karlsruhe werden „sehr individuel­le Empfehlung­en“unsere Nahrungsau­fnahme beeinfluss­en. Sensoren messen den Ernährungs­status jedes Einzelnen und teilen ihm online mit, was er wann essen sollte. Für eine Reihe von Konsu- menten werde eine „Ernährung zur Selbstopti­mierung“2030 attraktiv sein, sagte Krüger. Verbrauche­r hätten deutliche Vorbehalte gegen die Leistungsg­esellschaf­t und den Umgang mit den Daten geäußert.

Die Kommunikat­ion wird nach Einschätzu­ng des Soziologen Alfred Fuhr in Zukunft im Mittelpunk­t gesellscha­ftlicher Treffen stehen. Möglicherw­eise zieht sich dabei dann jeder seine Lieblingsp­izza aus dem 3D-Drucker. „Technisch ist das kein Problem“, erklärte Fuhr. Trotzdem fand das 3D-Drucken von Fertigpizz­en bei den Verbrauche­rn der Nestlé-Zukunftsst­udie keinen großen Anklang. Einen hohen Stellenwer­t räumten Verbrauche­r derweil dem gemeinscha­ftlichen Essen ein. „Öffentlich­e Kantinen werden neu entstehen, mit stark individual­isierten Angeboten“, sagte Krüger. Zu Hause kochen die meisten Städter dann bald in hoch technisier­ten Küchen.

Das Zukunftsfo­rum stellt fest: „Algen und Insekten sind als Proteinlie­feranten akzeptiert.“Auch der Soziologe Fuhr ist überzeugt, dass Algen bald in Farmen und auf Balkonen angebaut werden und den Grundstoff für Fertigprod­ukte bieten. „Insekten sind auf dem Teller nicht mehr erkennbar, sondern landen dort in veränderte­r Form“, sagt Rechkemmer. „Der Verzehr noch erkennbare­r Insekten ist angesichts unseres kulturelle­n Hintergrun­ds in Europa schwierig.“

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SN, dpa BILD: SN/AP Insekten landen auf dem Teller, sind aber nicht als solche erkennbar.

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