Ein Nein als erster Baustein für eine größere Zukunftsvision
Nein zu sagen ist unpopulär, jedoch mitunter das einzig Richtige: Einkaufszentren sind nicht Teil des Zukunftsbildes.
Mariana Mazzucato hat viel Wirbel ausgelöst: Die britische Ökonomin schrieb ein Buch namens „Das Kapital des Staates“. Seine Kernthese: Der Staat treibt Innovationen wesentlich stärker als gemeinhin angenommen. Als Beweis führt Mazzucato unter anderem das iPhone von Apple an: Für alle Teile und Technologien, aus denen es zusammengebaut wird, ob GPS, Touchscreen oder Siri, gab es zuvor massive staatliche Forschung.
Der Staat kann, ja muss gestalten. Der Zeitgeist sagt, dass die Wirtschaft alles diktiere und die Politik machtlos sei. Bloß: Sie hat sich selbst entmachtet. Wir hatten als einzelne Menschen noch nie so viele Freiheiten und Auswahl, da braucht es Ziele und klare Rahmenbedingungen. Wohin geht die Reise in der Region, im Land, in Europa? Nein zu sagen ist nie populär. Doch der Erweiterungsstopp der Salzburger Landesregierung für Einkaufszentren ein gutes Signal, dass die Politik das Heft nicht aus der Hand gibt. Lasst uns spinnen: Könnte er nicht der erste Baustein für eine größere Salzburger Vision sein, ein einzigartiges Zukunftsprofil? In dem es nicht um Verhindern, sondern Ermöglichen geht?
Wir leben nicht in Singapur oder Mumbai, wo sich Menschen in die Kühle eines Einkaufszentrums flüchten, um von Hitze, Luftfeuchtigkeit und Smog zu fliehen. Wir sind nicht die jordanische Hauptstadt Amman, wo sich Familien mit ihren Kindern in den künstlichen Indoor-Spielwelten der Einkaufszentren die Zeit vertreiben. Bei uns gibt es überall Inspiration, das großartige Spielgerät Natur, abwechslungsreiche Landschaften, Dorf- und Stadtzentren. Shoppen wird künftig ohnehin auf allen Kanälen gleichzeitig möglich sein, unterwegs am Smartphone, vor dem PC, im Geschäft. Einkaufszentren verlieren dadurch ihre Magie, außer sie schaffen es, sich komplett zu wandeln.
Eine zunehmend digitale, materiell völlig übersättigte Gesellschaft sehnt sich nach neuen Treffpunkten, Orten des Verweilens, des Staunens und des handwerklichen Tuns, wie sie früher in belebten Stadtzentren zu finden waren. Warum bringt man nicht kleine Einkaufszentren neuen Typs wie das Bikini Berlin mitten in die Stadt, wo junge Unternehmen, ob Kreative oder Handwerker, ihre Auslage haben? Genau dazu braucht es neue Rahmenbedingungen. Und Mut für Unorthodoxes.