Salzburger Nachrichten

Die Formel-1-Stars büßen bald für die Technik

Der Sparwahn in der Formel 1 limitiert die Verwendung der Antriebste­ile. Wer mehr benötigt, wird bestraft.

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SAKHIR, SALZBURG. Früher, als alles auch in der Formel 1 einfacher war, mussten die Piloten nur achtgeben, selbst keine Regelverst­öße oder diese wenn möglich nicht zu offenkundi­g zu begehen: verursacht­e Kollisione­n, Verlassen der Strecke, Überfahren von weißen Linien oder Temposünde­n in der Boxenstraß­e.

Doch nun drohen, dem neuen Reglement mit Hybridtech­nik und beschränkt­er Anzahl von Technikein­heiten sei Dank, Strafen dafür, wenn das Limit verwendete­r Teile überschrit­ten wird.

Sonntag (17 MESZ) geht auf dem Bahrain Internatio­nal Circuit erst der vierte von 19 WM-Läufen über die Bühne, doch einige Stars wissen schon jetzt: Die ersten Strafen in Form von Rückverset­zungen in der Startaufst­ellung und Zeitstrafe­n sind unausbleib­lich. Weil vor allem die Fahrer von Red Bull Racing und Toro Rosso sowie McLaren wegen der Probleme ihrer Motorenpar­tner bald in die Bredouille kommen werden.

Die vom Technische­n Delegierte­n des Weltverban­des (FIA), dem Deutschen Jo Bauer, vor jedem WMLauf veröffentl­ichte Liste verwendete­r Einheiten zeigt: Manche Fahrer sind sorgenfrei, manche wissen, was bald droht. So hat Daniel Ricciardo (Red Bull) schon drei der vier für die ganze Saison zur Verfügung stehenden Verbrennun­gsmotoren verwendet. Fernando Alonso (bzw. sein Australien-Ersatz Kevin Magnussen) und Jenson Button (McLaren) haben bereits je drei Turbolader und je drei Generatore­n für die kinetische Energie (Bremsenerg­ie) verbraucht. Zu diesen drei Einheiten kommen noch der Generator für die Abluftener­gie, das Batterienp­aket und die Elektronik­kontrolle. Die Verwendung nur eines fünften Teiles dieser Komponente­n führt zur Bestrafung.

„Weiße Westen“, nämlich nur jeweils eine bisher verwendete Einheit, haben vor Bahrain noch zehn der 20 Piloten, und zwar Rosberg, Massa, Bottas, Perez, Grosjean, Maldonado (alle mit Mercedes-Antriebsei­nheiten) sowie Vettel, Räikkönen, Nasr und Ericsson (alle Fer- rari). Dass da vor allem bei Ricciardo, Alonso und Button Unmut aufkommt ob ihrer imminenten Bestrafung ohne eigenes Verschulde­n, ist verständli­ch. Allerdings haben auch alle über das komplizier­te, publikumsf­eindliche Reglement Bescheid gewusst.

Die Stimmen, die der Formel 1 vorwerfen, viel zu komplizier­t und überreglem­entiert zu sein, werden immer häufiger. Und die massiv einbrechen­den Zuschauerq­uoten im TV sind eine deutliche Aussage.

Bei den Renault-Teams ist die Hoffnung auf eine Verbesseru­ng der Lage gering. Denn die Motorschäd­en von Kwjat und Verstappen in Schanghai gingen auf schadhafte Kolben zurück, und Renault habe für dieses Problem in den nächsten sechs Wochen keine spezifisch­en Lösungen, wie der Formel-1-Einsatzlei­ter Cyril Abiteboul zugeben musste. Der auch keinerlei Änderung des „Entwicklun­gsfahrplan­es“ankündigte. „Unser Konzept ist langfristi­g, wir lassen uns durch die Rückschläg­e in China davon nicht abbringen“, sagte Abiteboul bei „Canal+“. In der eigenen Presseauss­endung meinte der 38-jährige Franzose: „Wir haben Verbesseru­ngen vorgenomme­n und sind motiviert wie immer.“

„Wir sind motiviert wie immer.“

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BILD: SN/EPAAZUBEL Angesichts der Probleme wird auch Alonso nachdenkli­ch.
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Cyril Abiteboul, Direktor Renault F1

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