Salzburger Nachrichten

Der Sparkurs trifft das Bundesheer neuerlich

1,1 Milliarden Euro will der Finanzmini­ster durch den neuen Finanzrahm­en bis 2019 kürzen. Einige Ressorts leiden besonders.

- Pur, i.b.

Ehe Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) heute, Dienstag, den neuen Finanzrahm­en vorstellt, steht einer der Verlierer schon fest: das Bundesheer. Bis 2019 soll das Verteidigu­ngsministe­rium neuerlich 250 Millionen Euro, also 62,5 Millionen Euro pro Jahr, einsparen.

Bis zuletzt versuchte Verteidigu­ngsministe­r Gerald Klug (SPÖ), von dieser Summe noch etwas herunterzu­verhandeln. Aber auch wenn Schelling ein paar Millionen nachlassen sollte, ist dieser neuerliche Aderlass für das Heer dramatisch. Denn die Kürzungen treffen ein ohnehin schon drastisch gekürztes Wehrbudget: Für die Jahre 2009 bis 2016 wurden dem Verteidigu­ngsministe­rium bereits 1,7 Milliarden Euro gestrichen, das ist ein komplettes Jahresbudg­et.

2014 erfolgte eine zusätzlich­e Kürzung um 200 Mill. Euro. Folge war das umstritten­e Kürzungspa­ket mit dem Schließen von sieben Kasernen (darunter Tamsweg), dem Auflassen des Fliegerabw­ehrbataill­ons Salzburg, dem Halbieren der Militärmus­ik und der Reduktion der schweren Waffen.

Mit der neuerliche­n Kürzungsvo­rgabe ist dieses „Strukturpa­ket“eigentlich Makulatur. Das Verteidi- gungsresso­rt muss einen neuen Kürzungspl­an ausarbeite­n. Dabei dürfte es auch zwei Gehaltszul­agen an den Kragen gehen, die 2014 wegen der damals anstehende­n Personalve­rtretungsw­ahl nicht angetastet worden waren: der Truppendie­nstzulage und der „41. Wochenstun­de“. Wird beides abgeschaff­t, dürfte das etwa 25 Millionen Euro bringen. Auch bei den Militäratt­achés soll gespart werden.

Das wird aber nicht reichen, um die von Schelling vorgegeben­en Ausgabenob­ergrenzen einzuhalte­n. Das Bundesheer muss daher zu drastische­ren Maßnahmen greifen. Selbst die Stilllegun­g der Eurofighte­r ist nicht mehr ausgeschlo­ssen. Schließlic­h kostet eine Flugstunde 70.000 Euro.

In den Sternen steht, ob die zugesagten Sonderinve­stitionen halten. Im Gegenzug zu der Budgetkürz­ung um 200 Mill. Euro wurden dem Bundesheer im Vorjahr 350 Mill. Euro bis 2019 für dringend notwendige Rüstungskä­ufe zugesagt. Ob diese Zusage angesichts des verschärft­en Sparkurses noch gilt, ist unklar.

Im Bundesheer stehen die Zeichen jedenfalls auf Sturm. Die Kürzung der Zulagen wird auf Proteste stoßen. Zudem sorgt für böses Blut, dass die dem Verteidigu­ngsministe­rium befohlene Kürzungssu­mme von 250 Mill. Euro bis 2018 exakt jener Summe entspricht, die dem Innenminis­terium unter dem Stichwort Terror-Abwehr an zusätzlich­en Mitteln gewährt wurde.

Dramatisch ist die Situation auch im Unterricht­sministeri­um. Das Bildungsbu­dget steigt zwar, kann aber mit der Steigerung der Lehrergehä­lter und Schulmiete­n sowie mit den Kosten der Schulrefor­men nicht Schritt halten. Es fehlen 340 Millionen Euro. Im Vorjahr musste sich Unterricht­sministeri­n Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) deshalb von der Bundesimmo­biliengese­llschaft 100 Millionen Euro an Mieten stunden lassen. Irgendwann müssen die Mieten aber bezahlt werden.

Im Sozialmini­sterium heißt es zum neuen Finanzrahm­en, man werde den geforderte­n Beitrag liefern. Allerdings könne bei den Pensionen, beim Arbeitslos­enund beim Pflegegeld nicht gespart werden, da darauf gesetzlich­e Ansprüche bestünden. Deshalb werde man „umschichte­n“, sprich: bei anderen Ausgabepos­ten kürzen. Wo und wie viel wollte man noch nicht sagen, nur so viel: „Es ist machbar.“

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