Salzburger Nachrichten

EU will Rettung von Flüchtling­en verstärken

Doppelt so viele Schiffe wie bisher sollen im Mittelmeer eingesetzt werden. Am Donnerstag treffen sich die Staatschef­s zum Sondergipf­el.

- Europa und die Flüchtling­e

Ein Treffen in diesem Format war seit Langem geplant, die Flüchtling­skatastrop­he mit mehr als 900 Toten am Wochenende gab am Montag den traurigen Anlass: Die Außen- und Innenminis­ter der 28 EU-Staaten trafen sich in Luxemburg zur Krisensitz­ung. „Es reicht nicht, Anteilnahm­e zu zeigen, wir sind hier, um Beschlüsse zu fassen“, sagte der deutsche Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier, um die Handlungsf­ähigkeit der EU in der Flüchtling­sfrage zu unterstrei­chen.

Zuletzt war die Union vor allem wegen ihres mangelnden Handelns in die Kritik geraten. Das dürfte sich nun ändern. Zumindest hat die EUKommissi­on bei dem Treffen in Luxemburg einen Aktionspla­n vorgelegt. Er sieht eine Stärkung der Seerettung vor. „Die Kommission hat eine Verdoppelu­ng der Maßnahmen vorgeschla­gen. Wir würden das unterstütz­en“, sagte der deut- sche Innenminis­ter Thomas de Maizière. Künftig sollen doppelt so viele Schiffe wie bisher im Mittelmeer patrouilli­eren. Die Seerettung sei aber nur ein Baustein im Kampf gegen die wahren Probleme. Die liegen – da waren die Außenminis­ter einig – in den Krisengebi­eten, aus denen Menschen fliehen. „Wir werden das Flüchtling­sdrama weder in Europa noch im Mittelmeer lösen können“, betonte der österreich­ische Außenminis­ter Sebastian Kurz. Langfristi­g müssten die Lebensbedi­ngungen in den Herkunftsl­ändern verbessert werden. Besonderes Augenmerk liegt auf Libyen, dem wichtigste­n Transitlan­d auf dem Weg der Flüchtling­e nach Europa. Die EU will bei der Stabilisie­rung des Landes helfen.

Für die Innenminis­ter lag der Fokus der Debatte naturgemäß auf der Frage des Asyls. Konkrete Vorstellun­gen hat die österreich­ische Ministerin Johanna Mikl-Leitner, die dafür auch schon bei vergangene­n Ministertr­effen warb. Sie spricht sich für UNHCR-Aufnahmeze­ntren für Flüchtling­e in Nordafrika aus. Dorthin sollten auch jene Migranten gebracht werden, die aus Seenot gerettet werden. Die Erstprüfun­g der Anträge könnte dort erfolgen, die Flüchtling­e könnten über einen Verteilung­sschlüssel in den EULändern aufgeteilt werden. Ein von Österreich initiierte­s Pilotproje­kt zur Quotenauft­eilung solle mit 5000 Flüchtling­en gestartet werden. Ein weiterer Schwerpunk­t der EU soll auf dem Kampf gegen die Schlepperb­anden liegen. Die Kompetenze­n und Möglichkei­ten aller Mitgliedss­taaten sollen dazu gebündelt werden.

Der weitere Fahrplan für die künftige Migrations­strategie wird jetzt Chefsache. Ratspräsid­ent Donald Tusk hat für Donnerstag einen EU-Sondergipf­el einberufen.

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BILD: SN/AP Erste Hilfe für gerettete Armutsmigr­anten im sizilianis­chen Hafen von Messina.

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