Die Großstadt zu Kaisers Zeiten Ein Städtevergleich zwischen Wien und Budapest um 1900 zeigt den Aufbruch in die Moderne.
WIEN. Man kriegt augenblicklich Lust, wieder einmal nach Budapest zu fahren, um die schöne Stadt an der Donau mit neuen Augen zu betrachten. Eine Fotoausstellung im Ringturm bietet eine Zeitreise zurück in die letzten Jahrzehnte vor dem 20. Jahrhundert. Der gnädige Kaiser Franz Joseph I. lebte noch und sah zu, wie sich in Wien nach der Beseitigung der Stadtmauern die neue Ringstraßen-Gegend mit der Pracht weltstädtischer Architektur füllte. Bald nach der Eröffnung der Wiener Staatsoper an der Ringstraße wurde auch in Budapest die Oper gebaut und 1884 feierlich eröffnet. An der Andrássy út, dem berühmtesten Prachtboulevard in Pest. Es erstaunt, in wie vielen Details sich die Städte ähneln – und nicht nur deshalb, weil beide Metropolen an der Donau liegen, die sogar Buda von Pest trennt. Möglich macht den Vergleich eine sorgsam ausgewählte Auswahl von je 140 Bildern aus den Städten aus der Gründerzeit. Diese Ausstellung erweckt geradezu Nostalgie und erstaunt ob der Großzügigkeit, wie städteplanerisch gedacht werden konnte. Architektur war nicht nur der Pracht – ob großbürgerlich oder von Staats wegen – gewidmet, sondern hatte auch andere Hintergründe. Beim Ausbau der Ringstraßen dachten auch Strategen mit, die breiten Bou- levards dienten auch der Beweglichkeit des Heeres, womit man die Arbeiterviertel besser kontrollieren konnte. Dass Schifffahrt und Eisenbahn einen enormen Einfluss auf die Stadtentwicklung hatten, ist klar. 1910 etwa war Budapest der Eisenbahn-Knotenpunkt des ungarischen Königreichs, Wien war mit Budapest durch drei Linien verbunden. Zwei verliefen über Bratislava, eine über Györ. Man muss mitunter genau schauen, um Unterschiede zu finden bei den Prachtstraßen und repräsentativen Plätzen, aber auch bei Brücken und Parks. Vieles ist verschwunden, aber in gepflegten Überresten wie dem Budapester Café New York kann man den Luxus auch heute noch hautnah genießen.
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