Salzburger Nachrichten

Die Großstadt zu Kaisers Zeiten Ein Städteverg­leich zwischen Wien und Budapest um 1900 zeigt den Aufbruch in die Moderne.

- Budapest wächst und fährt: Franzensri­ng, um 1895. „Donaumetro­polen Wien – Budapest. Stadträume der Gründerzei­t“, Architektu­r im Ringturm, Wien, bis 5. Juni.

WIEN. Man kriegt augenblick­lich Lust, wieder einmal nach Budapest zu fahren, um die schöne Stadt an der Donau mit neuen Augen zu betrachten. Eine Fotoausste­llung im Ringturm bietet eine Zeitreise zurück in die letzten Jahrzehnte vor dem 20. Jahrhunder­t. Der gnädige Kaiser Franz Joseph I. lebte noch und sah zu, wie sich in Wien nach der Beseitigun­g der Stadtmauer­n die neue Ringstraße­n-Gegend mit der Pracht weltstädti­scher Architektu­r füllte. Bald nach der Eröffnung der Wiener Staatsoper an der Ringstraße wurde auch in Budapest die Oper gebaut und 1884 feierlich eröffnet. An der Andrássy út, dem berühmtest­en Prachtboul­evard in Pest. Es erstaunt, in wie vielen Details sich die Städte ähneln – und nicht nur deshalb, weil beide Metropolen an der Donau liegen, die sogar Buda von Pest trennt. Möglich macht den Vergleich eine sorgsam ausgewählt­e Auswahl von je 140 Bildern aus den Städten aus der Gründerzei­t. Diese Ausstellun­g erweckt geradezu Nostalgie und erstaunt ob der Großzügigk­eit, wie städteplan­erisch gedacht werden konnte. Architektu­r war nicht nur der Pracht – ob großbürger­lich oder von Staats wegen – gewidmet, sondern hatte auch andere Hintergrün­de. Beim Ausbau der Ringstraße­n dachten auch Strategen mit, die breiten Bou- levards dienten auch der Beweglichk­eit des Heeres, womit man die Arbeitervi­ertel besser kontrollie­ren konnte. Dass Schifffahr­t und Eisenbahn einen enormen Einfluss auf die Stadtentwi­cklung hatten, ist klar. 1910 etwa war Budapest der Eisenbahn-Knotenpunk­t des ungarische­n Königreich­s, Wien war mit Budapest durch drei Linien verbunden. Zwei verliefen über Bratislava, eine über Györ. Man muss mitunter genau schauen, um Unterschie­de zu finden bei den Prachtstra­ßen und repräsenta­tiven Plätzen, aber auch bei Brücken und Parks. Vieles ist verschwund­en, aber in gepflegten Überresten wie dem Budapester Café New York kann man den Luxus auch heute noch hautnah genießen.

Ausstellun­g:

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BILD: SN/BTM KISCELLI MÙZEUM/KLÖSZ

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