Barmherzigkeit ist der Name für sein Programm
Die katholische Kirche wird also 2016 ein Heiliges Jahr begehen. Es soll ein „Jubiläum der Barmherzigkeit“werden und es wird am 8. Dezember 2015 eröffnet, dem 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils. Mit dieser Ankündigung hat Papst Franziskus neuerlich klar Position bezogen. Zum einen sagt er mit dem Heiligen Jahr, dass er auf dem Boden des Zweiten Vatikanischen Konzils steht. Das ist eine Absage an jene traditionalistischen Kräfte, die noch unter Benedikt XVI. gemeint hatten, sie könnten die Kirchenuhr zurückdrehen.
Zum Zweiten zeigt das „Jubiläum der Barmherzigkeit“, dass Franziskus sich nicht mit dem vorläufigen Ergebnis der Bischofssynode vom Herbst 2014 zufriedengeben will. Bei dieser Versammlung in Rom hatten die Bischöfe dem Papst in den strittigen Fragen um Ehe und Familie die Gefolgschaft verweigert. Die Mehrheit lehnte beim Thema wiederverheiratete Geschiedene genau jene „barmherzigen“Lösungen ab, die Katholiken in zweiter Ehe unter bestimmten Voraussetzungen den Zugang zu den Sakramenten eröffnen könnten.
Heuer im Oktober, also kurz vor der Eröffnung des „Jubiläumsjahres der Barmherzigkeit“, kommen die Bischöfe neuerlich in Rom zusammen. Wieder geht es um die Kernfrage, wie die Kirche mit jenen Lebenssituationen umgehen kann, in denen das Ideal der Ehe „bis der Tod euch scheidet“nicht mehr zu leben ist.
Mit seinem Heiligen Jahr hat der Papst den Bischöfen die Latte gelegt: Ihr könnt euch bei der Synode im Oktober 2015 nicht auf eine hartherzige Linie einschwören, wenn wir kurz vor dem „Jubiläum der Barmherzigkeit“stehen.
Franziskus will eine Kirche, die nicht straft, sondern heilt, die keine unnötigen Lasten auferlegt, sondern das menschenfreundliche Antlitz Gottes zeigt. Dafür hat er eine neue Schiene gelegt: das Heilige Jahr der Barmherzigkeit.