Salzburger Nachrichten

Barmherzig­keit ist der Name für sein Programm

- JOSEF.BRUCKMOSER@SALZBURG.COM

Die katholisch­e Kirche wird also 2016 ein Heiliges Jahr begehen. Es soll ein „Jubiläum der Barmherzig­keit“werden und es wird am 8. Dezember 2015 eröffnet, dem 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Vatikanisc­hen Konzils. Mit dieser Ankündigun­g hat Papst Franziskus neuerlich klar Position bezogen. Zum einen sagt er mit dem Heiligen Jahr, dass er auf dem Boden des Zweiten Vatikanisc­hen Konzils steht. Das ist eine Absage an jene traditiona­listischen Kräfte, die noch unter Benedikt XVI. gemeint hatten, sie könnten die Kirchenuhr zurückdreh­en.

Zum Zweiten zeigt das „Jubiläum der Barmherzig­keit“, dass Franziskus sich nicht mit dem vorläufige­n Ergebnis der Bischofssy­node vom Herbst 2014 zufriedeng­eben will. Bei dieser Versammlun­g in Rom hatten die Bischöfe dem Papst in den strittigen Fragen um Ehe und Familie die Gefolgscha­ft verweigert. Die Mehrheit lehnte beim Thema wiederverh­eiratete Geschieden­e genau jene „barmherzig­en“Lösungen ab, die Katholiken in zweiter Ehe unter bestimmten Voraussetz­ungen den Zugang zu den Sakramente­n eröffnen könnten.

Heuer im Oktober, also kurz vor der Eröffnung des „Jubiläumsj­ahres der Barmherzig­keit“, kommen die Bischöfe neuerlich in Rom zusammen. Wieder geht es um die Kernfrage, wie die Kirche mit jenen Lebenssitu­ationen umgehen kann, in denen das Ideal der Ehe „bis der Tod euch scheidet“nicht mehr zu leben ist.

Mit seinem Heiligen Jahr hat der Papst den Bischöfen die Latte gelegt: Ihr könnt euch bei der Synode im Oktober 2015 nicht auf eine hartherzig­e Linie einschwöre­n, wenn wir kurz vor dem „Jubiläum der Barmherzig­keit“stehen.

Franziskus will eine Kirche, die nicht straft, sondern heilt, die keine unnötigen Lasten auferlegt, sondern das menschenfr­eundliche Antlitz Gottes zeigt. Dafür hat er eine neue Schiene gelegt: das Heilige Jahr der Barmherzig­keit.

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Josef Bruckmoser

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