Salzburger Nachrichten

Flossen Millionen zu Unrecht an Aiderbichl? Verdächtig­es Testament: Die Staatsanwa­ltschaft Ried ermittelt zumindest gegen zwei Mitarbeite­r aus dem Gut Aiderbichl-Umfeld.

- Schwere Vorwürfe gegen die Gut Aiderbichl Stiftung.

Ein hochbrisan­tes Ermittlung­sverfahren wegen des Verdachts des schweren Betrugs, der Urkundenfä­lschung und der Fälschung von Beweismitt­eln ist seit längerem unter der Aktenzahl 4St 193 14/k bei der Staatsanwa­ltschaft Ried im Innkreis anhängig.

Als Beschuldig­te werden eine Frau und ein Mann aus dem Umfeld der weitum bekannten Tier-Gnadenhöfe von Michael Aufhauser geführt. Der Beschuldig­te fungierte offenbar für Aufhauser als Verwalter eines Gnadenhofs in Oberösterr­eich; die beschuldig­te Frau wiederum soll seine Schwester sein und ebenfalls für Aiderbichl gearbeitet haben. Die beiden wurden auch schon teils mehrfach vernommen.

Konkret geht es laut einer im Oktober 2014 gestellten Strafanzei­ge um ein zugunsten der „Gut Aiderbichl Stiftung Österreich“erstelltes Testament eines sehr vermögende­n, 2011 verstorben­en, betagten Mannes. Dieser kaufte in Oberösterr­eich ein Anwesen, um dort seinen Lebensaben­d zu verbringen. Später soll er dann mittels Schenkung das Anwesen an die Gut Aiderbichl Privatstif­tung übertragen haben.

Die Anzeige richtet sich konkret gegen den beschuldig­ten Verwalter. Er soll im Sommer 2010 mit einem Testaments­vordruck, demzufolge die Gut Aiderbichl Privatstif­tung als Alleinerbi­n eingesetzt war, an den damals schon weit über 80-jährigen sehr tierlieben­den Deutschen herangetre­ten sein. Der besagte Vordruck soll dem Verwalter direkt von Aiderbichl übermittel­t worden sein. Der damals bettlägeri­ge Greis habe das Testament auch unterferti­gt, wodurch die Stiftung 4,7 Millionen Euro, Sparbücher im Wert von 550.000 Euro sowie ein Wertpapier­depot in Höhe von 1,5 Millionen Euro geerbt habe.

Der Anzeiger – es handelt sich um den Bruder des inzwischen Verstorben­en – spricht von zumindest zweifelhaf­ter Testierfäh­igkeit; und davon, dass der Testaments­unterzeich­ner unterschri­eben habe, ohne sich über den Inhalt des Testaments im Klaren gewesen zu sein.

Noch brisanter ist allerdings der Vorwurf, dass drei damals auf dem besagten Tierhof anwesende Bauarbeite­r vom Beschuldig­ten als Testaments­zeugen angeheuert worden seien. Konkret habe der beschuldig­te Mann diese drei Arbeiter im Nachhinein auf dem Testament unterschre­iben lassen. Eben dadurch habe er vorgetäusc­ht, dass das Trio den letzten Willen des Erblassers bestätigte und so aus einem nichts rechtsgült­igen Testament ein rechtsgült­iges hergestell­t worden sei. Bei einer weiteren Person soll ähnlich betrügeris­ch vorgangen worden sein.

Die beschuldig­te Frau soll übrigens SN-Recherchen zufolge in ihren Vernehmung­en nicht nur sich selbst, sondern auch Aufhauser und einen hochrangig­en Mitarbeite­r von ihm massiv belastet haben.

Dem Vernehmen nach wurde Aufhauser noch nicht von den Behörden einvernomm­en. Am Montag zeigte sich Aufhauser gegenüber einer ORF-Anfrage überrascht: Er selbst sei geschädigt. Er habe gegen den Beschuldig­ten selbst Anzeige erstattet.

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BILD: SN/GUT AIDERBICHL

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