Schwere Krankheiten als Reiseandenken
Malaria, Denguefieber und Chikungunyafieber: Das sind jene Krankheiten, die in Österreich nicht natürlich vorkommen, aber dennoch hier aufgetreten sind. Das ergab die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der FPÖ an das Gesundheitsministerium. Dabei zeigt sich, dass die Fälle zu Chikungunyafieber innerhalb eines Jahres angestiegen sind: 2013 waren es vier, im Jahr darauf 20 Fälle. Dabei handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die vor allem in Asien und Afrika vorkommt. Übertragen wird sie von der Asiatischen Tigermücke, die sich auch in Europa ausbreitet.
Im Jahr 2010 wurden 104 Fälle des Denguefiebers in Österreich bekannt. 2014 waren es 74. Die Erkrankung zählt zu den am weitesten verbreiteten und am häufigsten übertragenen fieberhaften Infektionen. Auch bei der Tropenkrankheit Malaria, die von Stechmücken übertragen wird, schwanken die Zahlen zwischen 57 (2008) und 28 (2012). Im Vorjahr wurden 53 Erkrankungen gemeldet.
Cholera kam in den vergangenen Jahren nur vereinzelt vor, je ein Fall wurde in den Jahren 2012 und 2013 verzeichnet. Zum ersten Mal seit 2008 kam es im Vorjahr zu zwei Fällen von Diphtherie, einer ansteckenden Erkrankung, die durch Bakterien hervorgerufen wird. Außerdem trat im Vorjahr ein Fall von MERS-CoV auf. Dies ist ein im Jahr 2012 erstmals identifiziertes Virus aus der Familie der Coronaviren, das beim Menschen eine schwere Infektion der Atemwege, Lungenentzündung und Nierenversagen verursachen kann.
Touristen, Geschäftsreisende, Migranten und Menschen, die im Ausland Familien und Freunde besuchen: Infektiöse Krankheiten können sich durch die Mobilität der Menschen heute rasch ausbreiten.
Für Herwig Kollaritsch, Professor für Tropenmedizin, besteht aber kein Grund zur Sorge. Die Zahlen seien nicht überdimensional angestiegen, erklärt er. „Ich glaube nicht, dass wir ad hoc Handlungsbedarf haben.“Er fordert allerdings eines: „Wir sollten uns Gedanken darüber machen, wie wir diese Erkrankungen besser erfassen können.“Experten könnten nur entsprechend reagieren, wenn diese Krankheiten auch meldepflichtig seien.
Im Gesundheitsministerium legt man verstärkt den Fokus auf die Gesundheitsvorsorge von Menschen mit Migrationshintergrund. Denn Faktoren wie Sprachprobleme, fehlendes Wissen über das Gesundheitssystem, kulturelle Unterschiede, aber auch ein niedriger sozioökonomischer Status und ein geringer Bildungsgrad können sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Daher soll Migranten der Zugang zur Gesundheitsversorgung erleichtert werden.
Christoph Hatz vom Schweizerischen Tropeninstitut war im Februar in Wien bei der Tagung „Migration und Prävention“zu Gast. Er wies darauf hin, dass sich heute innerhalb von 24 Stunden jeder Krankheitserreger auf der Welt verbreiten könne. Das gefährlichste „Reisesouvenir“seien Masern – eine hochansteckende virale Infektionskrankheit mit Fieber, Entzündung der oberen Atemwege und Ausschlag. In 20 Prozent der Fälle kommt es zu Komplikationen, wie Mittelohrentzündung, Bronchitis oder Lungenentzündung. In seltenen Fällen tritt eine lebensbedrohliche Gehirnentzündung auf. Auch in Österreich sind die Fälle gestiegen. Heuer wurden bis zum 8. April 122 Masernfälle gemeldet. Im gesamten Jahr 2014 waren es 117 Fälle. Heuer waren auch fünf Säuglinge betroffen, die wegen ihres Alters noch nicht geimpft werden konnten. So gut wie alle Fälle wären durch eine Impfung vermeidbar gewesen, betont das Gesundheitsministerium.