Bayern stehen vor Kraftakt
Noch nie in der Europacup-Geschichte hat Bayern einen Rückstand von zwei Toren nach dem Hinspiel aufgeholt. Ex-Porto-Torjäger Marc Janko erklärt die Stärke der Portugiesen.
Nach der ernüchternden Halbfinalpleite in der vergangenen Saison gegen Real Madrid droht dem deutschen Fußballmeister Bayern München nun schon im Viertelfinale der Champions League das Ausscheiden. Nach dem 1:3 im Hinspiel in Porto muss die ersatzgeschwächte Truppe von Startrainer Pep Guardiola heute, Dienstag, im Rückspiel zumindest 2:0 gewinnen, um doch noch die Vorschlussrunde zu erreichen. Sollten die Bayern nach dem Wirbel um Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der nach Meinungsverschiedenheiten mit Guardiola nach dem Spiel in Porto zurückgetreten war, auch in der Königsklasse vorzeitig scheitern, dann ist bei den Münchnern endgültig Feuer am Dach.
Auf die Statistik wollen die Bayern keinen Blick werfen. Denn die besagt vor dem Rückspiel nichts
„Der FC Porto ist für mich ein Phänomen.“
Gutes. Thomas Müller und Co. stehen gegen den FC Porto nämlich vor einer Aufgabe, die in der Vergangenheit unlösbar war. Der deutsche Rekordmeister schied in den K.-o.Runden im Europapokal jedes Mal aus, wenn das Hinspiel auswärts mit zwei Toren Differenz verloren worden war. Nur ein Mal konnten die Münchner ein 0:2 aus dem Hinspiel aufholen, allerdings fand damals das Rückspiel auswärts statt. Ende 1988 beim Weiterkommen gegen Inter Mailand hatten die Bayern zu Hause verloren und legten dann in Mailand ein 3:1 nach. Beim 2:0 am vergangenen Samstag in Hoffenheim erreichten die Bayern zwar das Wunschergebnis für heute, aber so richtig überzeugen konnte die Guardiola-Elf nicht. Wieder unterliefen wie schon in Porto Fehler in der Abwehr und auch das Offensivspiel wirkte ohne die verletzten Arjen Robben und Franck Ribéry gehemmt. Robben kann bei der Aufholjagd heute sicher nicht dabei sein, Ribéry wahrscheinlich nicht.
Die Ausgangslage ist für die Bayern jedenfalls schlecht, aber dennoch ist der Optimismus nicht verloren gegangen. „Wir sind immer noch der FC Bayern“, meinte Müller, und Torhüter Manuel Neuer ergänzte: „Wir haben in den vergangenen Wochen ein wichtiges Spiel verloren. Das in Porto. Trotzdem haben wir noch alles in unserer Hand.
Einer, der weiß, wie der FC Porto tickt, ist Österreichs Nationalspieler Marc Janko, der 2012 für die Portugiesen erfolgreich stürmte. Der Ex-Salzburger erklärte, warum der FC Porto für ihn ein Phänomen ist. „Porto hat es über Jahre wie kaum ein anderer Verein in Europa geschafft, die Spielerfluktuation hoch zu halten und gleichzeitig hohe Transfereinnahmen zu generieren“, erzählte Janko in einem Interview angesichts von hochlukrativen Porto-Transfers mit Profis wie Hulk, Radamel Falcao, James Rodríguez, Pepe oder Deco. Porto verstehe es wie kein zweiter Verein, junge Spieler zu holen, sie auszubilden und um teures Geld wieder zu verkaufen. Porto, das seit Beginn der 1980er-Jahre von Jorge Nuno Pinto da Costa geführt wird, verfüge über das besondere Geschick, immer wieder Talente zu Topstars zu formen. Club-Präsident Pinto da Costa ist laut Janko zweifelsohne eine lebende Legende in Porto. „Alle Porto-Fans verehren ihn zutiefst. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass die Fans ihm mehr zujubelten als so manchem Star der Mannschaft“, erinnerte sich Österreichs Toptorjäger. „Er ist ein unglaublich einflussreicher und wichtiger Mann in Porto. Sogar wenn die Spieler in die Stadt Kaffee trinken gehen, weiß er sofort, wo sie waren und mit wie viel Zucker sie ihren Kaffee getrunken haben.“
Wie immer hat Porto im vergangenen Sommer Leistungsträger abgegeben und wird nach der Saison wieder einige verlieren. Dennoch zeigte der Außenseiter im Hinspiel seine technischen Qualitäten. Und so betonte auch Starangreifer Jackson Martínez energisch: „Wir werden versuchen, wieder genau so zu spielen wie vor einer Woche.“