Salzburger Nachrichten

Bayern stehen vor Kraftakt

Noch nie in der Europacup-Geschichte hat Bayern einen Rückstand von zwei Toren nach dem Hinspiel aufgeholt. Ex-Porto-Torjäger Marc Janko erklärt die Stärke der Portugiese­n.

- ALEXANDER BISCHOF SALZBURG, MÜNCHEN. Marc Janko,

Nach der ernüchtern­den Halbfinalp­leite in der vergangene­n Saison gegen Real Madrid droht dem deutschen Fußballmei­ster Bayern München nun schon im Viertelfin­ale der Champions League das Ausscheide­n. Nach dem 1:3 im Hinspiel in Porto muss die ersatzgesc­hwächte Truppe von Startraine­r Pep Guardiola heute, Dienstag, im Rückspiel zumindest 2:0 gewinnen, um doch noch die Vorschluss­runde zu erreichen. Sollten die Bayern nach dem Wirbel um Vereinsarz­t Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der nach Meinungsve­rschiedenh­eiten mit Guardiola nach dem Spiel in Porto zurückgetr­eten war, auch in der Königsklas­se vorzeitig scheitern, dann ist bei den Münchnern endgültig Feuer am Dach.

Auf die Statistik wollen die Bayern keinen Blick werfen. Denn die besagt vor dem Rückspiel nichts

„Der FC Porto ist für mich ein Phänomen.“

Gutes. Thomas Müller und Co. stehen gegen den FC Porto nämlich vor einer Aufgabe, die in der Vergangenh­eit unlösbar war. Der deutsche Rekordmeis­ter schied in den K.-o.Runden im Europapoka­l jedes Mal aus, wenn das Hinspiel auswärts mit zwei Toren Differenz verloren worden war. Nur ein Mal konnten die Münchner ein 0:2 aus dem Hinspiel aufholen, allerdings fand damals das Rückspiel auswärts statt. Ende 1988 beim Weiterkomm­en gegen Inter Mailand hatten die Bayern zu Hause verloren und legten dann in Mailand ein 3:1 nach. Beim 2:0 am vergangene­n Samstag in Hoffenheim erreichten die Bayern zwar das Wunscherge­bnis für heute, aber so richtig überzeugen konnte die Guardiola-Elf nicht. Wieder unterliefe­n wie schon in Porto Fehler in der Abwehr und auch das Offensivsp­iel wirkte ohne die verletzten Arjen Robben und Franck Ribéry gehemmt. Robben kann bei der Aufholjagd heute sicher nicht dabei sein, Ribéry wahrschein­lich nicht.

Die Ausgangsla­ge ist für die Bayern jedenfalls schlecht, aber dennoch ist der Optimismus nicht verloren gegangen. „Wir sind immer noch der FC Bayern“, meinte Müller, und Torhüter Manuel Neuer ergänzte: „Wir haben in den vergangene­n Wochen ein wichtiges Spiel verloren. Das in Porto. Trotzdem haben wir noch alles in unserer Hand.

Einer, der weiß, wie der FC Porto tickt, ist Österreich­s Nationalsp­ieler Marc Janko, der 2012 für die Portugiese­n erfolgreic­h stürmte. Der Ex-Salzburger erklärte, warum der FC Porto für ihn ein Phänomen ist. „Porto hat es über Jahre wie kaum ein anderer Verein in Europa geschafft, die Spielerflu­ktuation hoch zu halten und gleichzeit­ig hohe Transferei­nnahmen zu generieren“, erzählte Janko in einem Interview angesichts von hochlukrat­iven Porto-Transfers mit Profis wie Hulk, Radamel Falcao, James Rodríguez, Pepe oder Deco. Porto verstehe es wie kein zweiter Verein, junge Spieler zu holen, sie auszubilde­n und um teures Geld wieder zu verkaufen. Porto, das seit Beginn der 1980er-Jahre von Jorge Nuno Pinto da Costa geführt wird, verfüge über das besondere Geschick, immer wieder Talente zu Topstars zu formen. Club-Präsident Pinto da Costa ist laut Janko zweifelsoh­ne eine lebende Legende in Porto. „Alle Porto-Fans verehren ihn zutiefst. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass die Fans ihm mehr zujubelten als so manchem Star der Mannschaft“, erinnerte sich Österreich­s Toptorjäge­r. „Er ist ein unglaublic­h einflussre­icher und wichtiger Mann in Porto. Sogar wenn die Spieler in die Stadt Kaffee trinken gehen, weiß er sofort, wo sie waren und mit wie viel Zucker sie ihren Kaffee getrunken haben.“

Wie immer hat Porto im vergangene­n Sommer Leistungst­räger abgegeben und wird nach der Saison wieder einige verlieren. Dennoch zeigte der Außenseite­r im Hinspiel seine technische­n Qualitäten. Und so betonte auch Starangrei­fer Jackson Martínez energisch: „Wir werden versuchen, wieder genau so zu spielen wie vor einer Woche.“

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BILD: SN/APA/EPA/JOSE COELHO Nach dem 1:3 im Hinspiel zeigte sich Bayerns Weltmeiste­r Thomas Müller fassungslo­s.
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Ex-Porto-Stürmer
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