Kollision, Rivalität, Feindschaft
Im argentinischen Motorrad-GP wurde Márquez die Attacke auf Rossi zum Verhängnis. Beispiele ausufernder Rivalität gibt es auch in der Formel 1 einige.
SALZBURG. Der Altmeister ist zurück, der junge Wunderknabe gedemütigt. So stellt sich die MotoGPSzene nach dem argentinischen Grand Prix am Sonntag in Termas de Rio Hondo dar, in dem „Dottore“Valentino Rossi den zweiten Sieg im dritten Saisonrennen feierte und als WM-Leader zum ersten Europa-GP kommt – traditionell nach Jerez de la Frontera (3. Mai), wo Titelverteidiger Marc Márquez in einem seiner Heimrennen auf Revanche sinnt. Jener Márquez, der im Vorjahr einsam zu seinen Siegen fuhr und nun 30 Punkte Rückstand in der WM aufweist.
Die Rivalität des neunfachen Champions Rossi, der nach der Dürrezeit bei Ducati mit der Rückkehr zu Yamaha in die Erfolgsspur fand, mit dem Jungstar Márquez scheint sich massiv zu verstärken. In Termas de Rio Hondo fuhr der spanische Honda-Star dem Italiener zwei Mal aufs Hinterrad und hatte selbst den Schaden: Während Rossi ausbalancieren konnte und siegte, stürzte Márquez, der zuvor geführt hatte, doch Rossi hatte den Rückstand wettgemacht und Márquez überholt – ungewohnte und schwer verdaubare Kost für den Spanier. „Wir haben an uns geglaubt, das ganze Rennen. Natürlich wussten wir, dass wir wahrscheinlich im Reifenpoker mit dem extraharten Pneu einen Vorteil haben werden. Deshalb bin ich auch nicht unruhig geworden, als der Vorsprung von Márquez so groß war“, beschrieb Rossi seine Strategie.
Doch im Rennsport sind Duelle, die in Emotionen und Kollisionen (ob absichtlich oder – wie in Argentinien von den Kommissären entschieden – als „normale“Rennunfälle) enden, keine Seltenheit. Beispiele aus der Formel 1:
Schumacher
Mit einer legendären Rempelei holte sich Michael Schumacher 1994 seinen ersten (umstrittenen) WMTitel, als er im Finale in Adelaide mit seinem Benetton in den Williams vom Rivalen Damon Hill fuhr. Da kam der damals 25-Jährige noch davon, nicht aber drei Jahre später im Finale in Jerez de la Frontera: Seine Kollision mit Jacques Villeneuve hinderte den Williams-Jungstar nicht, als Weltmeister ins Ziel zu fahren, während Schumacher alle WM-Punkte dieser Saison gestrichen wurden (was Heinz-Harald Frentzen zum Vize-Weltmeister machte).
Senna vs. Prost
„Rivalen der Rennbahn“wäre leicht untertrieben für das Verhältnis der Konkurrenten und zeitweiligen Teamkollegen Ayrton Senna und Alain Prost, das in Feindseligkeit ausartete. Die „Höhepunkte“wurden innerhalb eines Jahres im japanischen Suzuka erreicht: Im vorletzten WM-Lauf 1989 verteidigte der in der WM führende Prost seine erste Position im Rennen gegen den McLaren-Teamkollegen Senna, indem er in der Schikane den zum Ausbremsen ansetzenden Rivalen „die Tür zuschmiss“– in der Kollision rutschten beide von der Strecke, Prost musste aufgeben, Senna konnte mithilfe der Streckenposten seinen Wagen flottmachen und fuhr als Erster ins Ziel – um nachher wegen Auslassens einer Schikane disqualifiziert und mit 100.000 Dollar Buße sowie sechs Monaten bedingter Sperre belegt zu werden. Prost wurde Weltmeister. Ein Jahr später, wieder in Suzuka, erzürnte sich Pole-Sitter Senna über die Startposition auf der schlechteren (weil verschmutzten) Spur. Prost, nun bei Ferrari, nutzte als Zweiter die saubere Linie und ging als Erster in die erste Kurve, doch diesmal fuhr ihm Senna ins Auto.
Villeneuve
Als die Ferrari von Gilles Villeneuve und Didier Pironi in Imola 1982 ungefährdet voran lagen, riskierte der Franzose entgegen der Stallorder Attacken auf den Kanadier, der zurückfightete. Aber in der letzten Runde setzte sich Pironi in der Tosa-Linkskurve endgültig durch und gewann. Villeneuve war außer sich – und verunglückte zwei Wochen später in Zolder tödlich.