Salzburger Nachrichten

„Haarvergle­iche wie das FBI machen wir nicht“

Setzt auf sichere DNA-Analysen statt miskroskop­ischer Strukturbe­trachtung.

- DNA und ein Haar

Österreich

Welchen Stellenwer­t hat die Haaranalys­e im österreich­ischen Strafverfa­hren? „Einen relativ geringen“, sagt der Leiter der DNA-Analyseabt­eilung an der Salzburger Gerichtsme­dizin, Prof. Franz Neuhuber. Er schätze, dass Haaranalys­en etwa ein Prozent aller DNA-Analysen ausmachen. Und er schränkt noch weiter ein: Das, worum es bei den falschen Analysen des FBI gehe, seien keine Analysen von Haaren auf DNA (Erbgut), sondern es habe sich offenbar um morphologi­sche, mikroskopi­sche Untersuchu­ngen gehandelt. Mit anderen Worten: Haarproben seien einem bloß optischen Vergleich auf ihre Struktur unterzogen worden. „Daraus hat man, wie man sieht, etwas waghalsige Schlussfol­gerungen gezogen“, sagt Neuhuber. In der Salzburger Gerichtsme­dizin seien nie morphologi­sche Gutachten an Haaren durchgefüh­rt worden. „Im Jahr 1994, als ich hierher nach Salzburg kam, waren die relativ hohen Unsicherhe­iten dieser Methode schon bekannt.“

Es gebe für die DNA-Analyse eines Haares zwei Möglichkei­ten: Die erste beruhe auf Zellkernba­sis. Das sei aber nur bei Haaren mit Wurzel möglich – etwa, wenn sie ausgerisse­n wurden –, aber nicht bei abgeschnit­tenen Haaren. Die zweite Möglichkei­t beruhe darauf, die DNA aus Haarschäft­en zu extrahiere­n, aber das sei komplizier­t. Die Haaranalys­e werde von der Toxikologi­e bei Drogentest­s eingesetzt.

Im österreich­ischen Strafverfa­h- ren „legendär“ist eine Haaranalys­e des Gerichtsme­diziners Prof. Richard Dirnhofer im Fall Jack Unterweger­s, der wegen Serienmord­en an Prostituie­rten in Graz angeklagte war und auch verurteilt wurde.

Auf dem Sitz eines zum Verschrott­en gegebenen Pkw Unterweger­s fand man das Haar eines der Mordopfer. Es wurde 1994 mit einer Sicherheit von 99,99% dem Opfer zugeordnet.

Und ein Haar spielte (neben einem Handabdruc­k) auch eine Rolle im Fall eines 1994 ermordeten Salzburger Taxifahrer­s. Das Haar klebte an der Tür des Taxis. Als man im Jahr 2000 die Leiche eines damals 22-jährigen Tennengaue­rs fand (er hatte Selbstmord begangen), wurde der Fall des Taxifahrer­s noch einmal aufgerollt. 2014 waren sich die Kriminalis­ten sicher: Er war der Mörder des Taxilenker­s.

 ?? BILD: SN/KOLARIK ?? Prof. Franz Neuhuber, Leiter der DNA-Analyse Salzburg.
BILD: SN/KOLARIK Prof. Franz Neuhuber, Leiter der DNA-Analyse Salzburg.

Newspapers in German

Newspapers from Austria