Salzburger Nachrichten

„Hier lagern sich Probleme an“

Rund um den Salzburger Hauptbahnh­of will keine Ruhe einkehren. Im SN-Gespräch analysiert ein renommiert­er Salzburger Wissenscha­fter die Situation.

-

SALZBURG. Es ist ein kleines Gebiet, das die Beamten der Polizeiins­pektion Bahnhof zu überwachen haben. Aber in diesem 4,5 Quadratkil­ometer großen Rayon konzentrie­ren sich die Probleme eines Siedlungsr­aums, in dem 350.000 Menschen leben. Messerstec­hereien und Schlägerei­en, Überfälle, Drogenhand­el, Dieb- stähle – auch das ist ein Teil des täglichen Lebens beim Bahnhof.

Nikolaus Dimmel (55) ist Jurist und Sozialwiss­enschafter. Er lehrt an der Universitä­t Salzburg, Anfang der 1990er-Jahre war er Sozialamts­leiter der Stadt. „Der Bahnhof an sich ist ja nicht das Problem“, sagt er. Aber wie auch in anderen Städten ziehe der Hauptbahnh­of als Durchzugso­rt von täglich mehreren Tausend Menschen auch Leute „mit Abweichung­sdruck“an.

Diese sitzen dann vor dem Bahnhof auf dem Platz, auf dem Steinplatt­en verlegt sind und auf dem Bänke ausreichen­d Sitzgelege­nheit bieten. Dimmel spricht von einer „schrägen Gastronomi­e“. Überall dort finden sich Geschäfte, in denen Alkohol erhältlich ist. Und dieser werde dann öffentlich konsumiert.

Und bei Bahnhöfen kommen dann jene Menschen zusammen, die in Statistike­n als Niedriglöh­ner aufscheine­n, die langzeitar­beitslos sind oder die als armutsgefä­hrdet gelten (14,4 Prozent der Bevölkerun­g in Österreich).

„Um den Bahnhof lagern sich die Probleme an. Mich wundert eigentlich nur, dass sich die Leute nicht wundern. Da draußen auf dem Bahnhofspl­atz kann man sehen, was der Kapitalism­us von den Menschen übrig lässt“, sagt Dimmel.

Diese Menschen wiederum treffen dort auf Menschen, die Kriegen in ihren Heimatländ­ern entronnen sind. „Und für die gibt es im Asylverfah­ren keine begleitend­e Traumather­apie. Tschetsche­nen wachsen seit drei Generation­en in ihrer Heimat mit Krieg und Schießerei­en auf“, sagt Dimmel.

Nur: Wenn diese Menschen ihre Verhaltens­muster nach Österreich mitbringen, kann sich Österreich wehren. Dimmel sagt: „Es gibt den Paragraf 7 des Asylgesetz­es.“Dieser besagt: „Ein Verfahren zur Aberkennun­g des Status des Asylberech­tigten ist

 ??  ?? SN-Schlagzeil­en von Ende März 2015 über Konflikte bei Bahnhof.
SN-Schlagzeil­en von Ende März 2015 über Konflikte bei Bahnhof.

Newspapers in German

Newspapers from Austria