Wie ein Schmuckstück entsteht
Salzburger Berufsschüler hauchen einer „Rostlaube“neues Leben ein.
SALZBURG. Der Unfallschaden ist so groß gewesen, dass sich eine Reparatur in der Werkstatt nicht mehr gelohnt hätte. Immerhin war der Wagen bereits mehr als 20 Jahre alt und der Rost hatte diesem Modell – nicht untypisch – mehr als deutlich zugesetzt.
Doch Wilhelm Mich hatte für den angezählten Austin Mini eines seiner Bekannten durchaus noch Verwendung. Mich ist Lehrer an der Landesberufsschule 1 in Salzburg-Lehen, die von jungen Leuten besucht wird, die in der Fahrzeugbranche eine Lehre absolvieren.
Seit Herbst des vergangenen Jahres ist der Mini Teil des Unterrichts an der Landesberufsschule. „Und das Projekt bezieht alle Gegenstände mit ein“, sagt Mich. „Kaufmännisch, technisch, praktisch.“
Kaufmännisch deshalb, weil die jungen Leute lernen sollen, wo es welche Ersatzteile gibt, was diese kosten und wie hoch der Stundenaufwand für die anstehenden Arbeiten sein wird.
Und da der Mini ein Engländer ist, bringt er sich auch in den Fremdsprachenunterricht ein: Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten die Teile des Minis und übersetzen sie von Deutsch nach Englisch. Und das betrifft immerhin 150 Begriffe, auch für die zu beschaffenden Ersatzteile.
Michs Kollege Michael Waldhör sagt, „dass es zum Glück genügend Ersatzteile für den Mini gibt“. In der Tat: Allein vom UrMini sind in 40 Jahren mehr als 5,3 Millionen Exemplare produ- ziert worden. Sponsoren helfen Schülern und Lehrern dabei, die erforderlichen Ersatzteile anzuschaffen. Wilhelm Mich: „Hoffentlich finden sich noch ein paar Unterstützer.“
Sie würden einer Gruppe engagierter junger Leute helfen. Denn der Mini macht genug Arbeit. Etwa der 1000-KubikzentimeterMotor: Der musste zuerst einmal gereinigt und zerlegt werden. Auch das Getriebe liegt mittlerweile in seinen Bestandteilen auf einem Tisch in der modernen Werkstatt der Landesberufsschule. Die penibel gewaschene Karosserie des Wagens steht aufgebockt in einem anderen Teil der Werkstatt. Vom Innenleben ist kaum mehr etwas zu sehen, auch die seinerzeitige Originallackierung „Tahitiblau“hat schon bessere Zeiten gesehen.
Das soll sich aber ändern. Im kommenden Jahr soll aus der einstigen Rostlaube ein straßentaugliches Schmuckstück werden. Schüler und Lehrer werden den restaurierten Mini danach für einen guten Zweck versteigern – für welchen, steht noch nicht fest. An Interessenten an dem Kultauto sollte es jedoch nicht mangeln.
„ Das ist ein Projekt, das alle Unterrichtsgegenstände einbezieht.“