Salzburger Nachrichten

Bei Beamten sparen ist keine Verwaltung­sreform

Die Regierung hat eine Reihe von Zahlen beschlosse­n. Von Reformen ist weit und breit nichts zu sehen.

- Inge Baldinger INGE.BALDINGER@SALZBURG.COM

Verwaltung­s- und Förderrefo­rm: Unter diesem recht bombastisc­hen Titel soll in den Jahren 2016 bis 2019 gut eine Milliarde Euro eingespart werden, 700 Millionen Euro im Bund, 400 Millionen in den Ländern. Das hat die Regierung am Dienstag beschlosse­n. Und was wird da bitte wie reformiert? Tja. Das ist offen, besonders im Unterricht­sministeri­um.

Die einzelnen Ministerie­n haben bis Herbst Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, wie sie die ihnen zugewiesen­en Einsparung­sbeträge bringen. Wobei: Schon das Wort Einsparung ist hart an der Grenze zur Übertreibu­ng. In Wahrheit geht es darum, dass die öffentlich­en Ausgaben langsamer zulegen, als sie steigen würden, wenn nicht auf die Ausgabenbr­emse getippt oder getreten wird.

Überrasche­nd kommt die Kostendämp­fung nicht. Dass ein Teil der Steuerrefo­rm – eben die 1,1 Milliarden Euro – durch eine schlankere Verwaltung und die Lichtung des Förderdsch­ungels finanziert werden soll, ist längst bekannt. Noch weniger überrasche­nd ist, dass von einer echten Verwaltung­s- und Förderrefo­rm weit und breit nichts zu sehen ist. Dafür fehlt es der Regierung an allem: an Konzepten, am langen Atem, am Mut.

Deshalb passiert wieder einmal das, was in solchen Fällen immer passiert: Statt darüber zu reden, wie die ausufernde Verwaltung zurückgefa­hren werden kann, wird darüber geredet, was man den Beamten abknöpfen oder aufbrummen könnte. Es sind aber nicht die Beamten, die die Gesetze machen. Es ist die Politik. Sie sorgt mit nie versiegend­em Eifer dafür, dass die Bürokratie wuchert und den öffentlich Bedienstet­en ständig zusätzlich­e Aufgaben zufallen – für die sie nun offenbar büßen sollen.

Jüngstes Beispiel war just die Steuerrefo­rm, die alles einfacher machen sollte. Dass künftig für vererbte oder verschenkt­e Grundstück­e und Immobilien eine höhere Grunderwer­bssteuer zu zahlen ist, wird ein Heer von Beamten und Gutachtern zur Bewertung des Erbes oder der Schenkunge­n beschäftig­en – es kann nicht anders sein. Oder ein Beispiel aus der vergangene­n Woche: der Ruf der Frauenmini­sterin nach einem Verbot von Magermodel­s. Schlagzeil­entauglich, zweifellos. Aber: Ein Verbot muss kontrollie­rt werden. Von wem? Von Staatsdien­ern. Müssen sie bald Illustrier­te nach mageren Models durchsuche­n?

Die 1,1 Milliarden Euro werden irgendwie zusammenge­kratzt werden, da wird ein bisserl gekürzt, dort ein bisserl umgeschich­tet werden. Der Jammer ist, dass man so etwas in Österreich Reform nennt.

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