Ein Lied geht um die Welt – oder landet im Songfriedhof
Hall of verblichenem Fame: Eine Erinnerungsausstellung durch die ESC-Geschichte mit österreichischer Beteiligung.
WIEN. Die Wiener Philharmoniker sind so etwas wie die Hausherren im Wiener Haus der Musik, was nicht verwundert, denn in diesem Haus wohnte einst Otto Nicolai, der 1842 das Orchester gründete. Wer will, kann hier sogar die Philharmoniker (virtuell) dirigieren. Auch wenn es bei genauer Betrachtung bei einem Europäischen Song Contest eher in zweiter Linie um Musik geht, ist eine Ausstellung im Parterre des Hauses installiert worden, die die Wartezeit auf den Song Contest in Wien verkürzen kann. Groß ist die Schau nicht, aber umso rührender, was Kurator Klaus Totzler zusammengestellt hat.
Die meisten Namen fallen unter die Rubrik „Was wurde aus . . . ?“. Udo Jürgens, der nach 1964 und 1965 endlich 1966 siegte, wurde zu einem überragenden Künstler. ABBA wurden Weltstars. Natürlich gibt es kaum jemanden, der die Frage „Wer gewann 2014 den Song Contest?“nicht aus dem Stand beantworten könnte. Conchita Wurst ist eine Vitrine gewidmet. Aber wer gewann den Song Contest im Jahr vor Conchita Wurst oder vor und mehr Jahren?
Alf Poier hat auch eine Vitrine, er trat 2003 in Riga an und erreichte kasperlnd den 6. Platz. Jüngst kosteten ihn Seitenhiebe auf Conchita Sympathien. Eine weitere Vitrine zeigt den Anzug von Thomas Forstner, der – wie Udo Jürgens, Tony
drei Wegas oder Gary Lux – Österreich gleich mehrmals vertrat. Der Lockenkopf erreichte 1989 mit „Nur ein Lied“in Lausanne den fünften Platz, 1991 blieb er mit „Venedig im Regen“im selbigen stehen und wurde Letzter. 1717 Punkte gab es bei den bisher 48 Auftritten des Kulturlandes Österreich.
Selbst die Verantwortlichen standen den Teilnehmern nicht immer bei. ORF-Programmdirektor Reinhard Scolik machte sich wenig Freunde, als er 2006 säuerlich zu Protokoll gab: „Mittlerweile ist diese Veranstaltung zu einem Skurrilitäten-Wettbewerb geworden, der für die heimische Musikszene völlig irrelevant ist.“Dass Conchita Wurst unlängst bei den Amadeus Awards in drei Kategorien die Preise abräumte, obwohl sie kein Album veröffentlicht hat, spricht gegen diese Wahrnehmung. Oder es liegt auch an der schillernden Persönlichkeit des Thomas Neuhold. Der erste Starter für Österreich war 1957 Bob Martin, ein Sänger des Staatsopernchors, der eigentlich Leo Heppe hieß und aus Sibirien stammte. Sein „Wohin, kleines Pony?“trabte auf den letzten Platz. Fing ja gut an, die österreichische Song-Contest-Geschichte! Wer will, kann sich die Lieder anhören und seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Wandtafeln bieten Lesestoff, etwa „Unnütze Fakten zum Song Contest“. Hier ist angemerkt, dass die besten statistischen Aussichten auf einen Erfolg die Startnummer 17 hat. Man wird ja sehen. Auch The Makemakes sind sicher gespannt.
Ausstellung: