Großes Pathos, in Stein gemeißelt
Wie Slowenien derzeit den Sozialistischen Realismus aufarbeitet.
Der Mann mit seiner beeindruckenden Gliedmaßen hält seine Maschinenpistole wie eine Fackel und blickt ins Leere. Mit Würde und Ernst. Das Figurenmodell für ein der Roten Armee gewidmetes Denkmal in Batina stammt aus dem Jahr 1945, trägt den Titel „Sieg“und stammt vom kroatischen Bildhauer Antun Augustinčić (1900–1979).
70 Jahre nachdem der Künstler Entwürfe und Modelle hergestellt hat, widmet sich die Maribor Art Gallery in Slowenien der Aufarbeitung einer Stilphase, die als konservativ, aufgesetzt, antiavantgardistisch gilt und im Dienste der Kommunistischen Partei stand: dem Sozialistischen Realismus. „Die relativ unbekannte Phase des Sozialistischen Realismus in Slowenien stand im Zeichen der heroischen Überschwänglichkeit und der monumentalen Propaganda“, sagten Simona Vidmar und Miško Šuvaković, die Kuratoren der sehenswerten Schau, die sich als eine Art Fallstudie versteht. Anhand von fünf ausgewählten Beispielen will man die Ikonografie des Sozialistischen Realismus aufschlüsseln. In den Skulpturen, Wandgemälden, Leinwänden und Denkmälern kommen oft große (und unechte) Gefühle zum Ausdruck, die Werke erzählen Geschichten vom Widerstand, vom Sieg und vom Leid, von den kleinen Arbeitern und dem großen Personenkult.
Während anfangs meist Beispiele aus der Sowjetunion imitiert worden sind, gibt es später durchaus auch lokale Facetten, wenn es darum ging, mit Pathos und großer Geste politische Überzeugungen über das Medium der Kunst zu transportieren. Die Ausstellung „Heroes We Love“geht unter anderem auf das monumentale Wandbild von Slavko Pengov (1908–1966) in der Villa Bled oder das letztlich nicht realisierte Denkmal für Karl Marx und Friedrich Engels des Bildhauers Vojin Bakić (1915–1992) ein.
Spannend sind auch die präsentierten Bildbeispiele eines „Heroischen Modernismus“– sie stammen aus jener Zeit, als sich Jugoslawien von der Sowjetunion emanzipiert und eine Mittlerrolle zwischen Ost und West eingenommen hat. Auch zeitgenössische Kunst ist zu sehen, Dalibor Martinis etwa nimmt auf einem Sockel die Position der weggesprengten Statue des ExStaatschefs Josip Broz Tito ein und schneidet in Aktionen TitoStatuetten den Kopf ab: radikal, ironisch und auch martialisch.
Ausstellung: