Der wichtigste Pulitzerpreis geht in die Provinz
„The Post and Courier“aus Charleston siegte mit einem Bericht über häusliche Gewalt.
Die meisten Trophäen hat die „New York Times“bekommen, aber die große Siegerin sitzt im tiefen Süden, wo man nicht unbedingt erstklassigen Journalismus vermutet: Eine Regionalzeitung aus South Carolina hat den wichtigsten der diesjährigen, der 99. Pulitzerpreise für Journalismus gewonnen. Vielleicht war das Erfolgsgeheimnis des „The Post and Courier“, dass er sich etwas genommen hat, was es heute in der Medienlandschaft angeblich kaum noch gibt: Zeit.
Die Regionalzeitung aus Charleston hat Todesfälle von Frauen untersucht, die als Unfälle, Selbstmorde oder natürliche Tode galten. 300 davon gab es binnen zehn Jahren in South Carolina im tiefen Süden der USA. Oft würde die Polizei wegsehen, wenn die Todesursache häusliche Gewalt sein könnte. Die Zeitung habe es mit dem Artikel „Bis dass der Tod uns scheidet“geschafft, dieses Phänomen auf die Tagesordnung der Politik in dem Bundesstaat zu setzen, lobte die Jury.
Dem zollte sogar die „New York Times“, die selbst drei Preise erhielt, Tribut. Die „Times“hat übrigens annähernd 1100 Journalisten, der „Post und Courier“gerade einmal 80. Es war zum ersten Mal seit fünf Jahren, dass eine so kleine Zeitung den wichtigsten der 14 Pulitzerpreise für Journalismus gewonnen hat.
Der 99. Pulitzerpreis für Literatur wurde Anthony Doerr für seinen Weltkriegsroman „Alles Licht, das wir nicht sehen“zuerkannt.