„Wir handelten völlig korrekt“
Gut-Aiderbichl-Chef Aufhauser: „Es erschüttert mich, dass ein Erbe an uns so angezweifelt wird.“
Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Ried gegen zwei Mitarbeiter aus dem Umfeld der international bekannten Tiergnadenhöfe von Michael Aufhauser schlägt hohe Wellen.
Es geht unter anderem um den Vorwurf, das Millionenvermögen eines betagten, inzwischen verstorbenen Mannes zugunsten der GutAiderbichl-Privatstiftung sei möglicherweise unrechtmäßig erlangt worden bzw. an die Stiftung geflossen. So spricht der Bruder des Verstorbenen in seiner aus 2014 datierenden Strafanzeige von einem nicht rechtsgültig zustande gekommenen Testament zugunsten der Stiftung. Konkret unter Verdacht stehen ein Oberösterreicher und dessen Schwester. Sie sollen für Herrn V., den Ende 2011 verstorbenen, betuchten Greis, gearbeitet haben – ebenso wie auch für das Team Aiderbichl. Es geht um den Verdacht des Betrugs, der Urkundenfälschung und der Fälschung von Beweismitteln.
Aiderbichl-Gründer Michael Aufhauser und sein Geschäftsführer Dieter Ehrengruber betonen, dass „die ermittelnde Staatsanwaltschaft überhaupt noch nicht mit uns in Kontakt getreten ist. Wir haben zufällig von diesen Ermittlungen erfahren. Wenn etwa bei der Erstellung des Testaments etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, dann wären sogar wir die Geschädigten. Deshalb haben wir uns einem allfälligen Strafverfahren auch angeschlossen“, sagt Ehrengruber.
Der Aiderbichl-Geschäftsführer berichtet, dass sich der sehr tierliebende, 2011 weit über 80-jährig verstorbene Herr V. vor vielen Jahren schon im Bezirk Braunau ein Anwesen gekauft habe. „Das Anwesen, auf dem er mit seinen Tieren lebte, war in desolatem Zustand.“Der jetzt beschuldigte Mitarbeiter habe damals ebenso wie dessen mitbeschuldigte Schwester für den – laut Aufhauser und Ehrengruber „durchaus rüstigen“– Herrn V. gearbeitet. Ehrengruber: „Im März 2010 lud uns Herr V. über die Beschuldig- te, die uns jetzt so anschüttet, ein. Er wünschte sich sehnlichst, dass sein Anwesen in den GutAiderbichl-Verbund aufgenommen wird.“Tatsache ist: Im Mai 2010 vermachte der betagte Mann sein Anwesen mittels notariell beglaubigten Übergabevertrags der GutAiderbichl-Stiftung. Zudem erhielt die Stiftung von Herrn V. insgesamt vier Millionen Euro. „Das übernommene Vermögen haben wir selbstre- dend dem Wunsch des Herrn V. entsprechend verwendet. Sein Anwesen wurde umfangreich als ,Gnadenhof für Tiere‘ renoviert und auf dem Gut wird seither laufend investiert. Es war ja auch der Wille des 2011 dann Verstorbenen, dass der Hof zumindest bis 2020 bestens erhalten wird“, sagt Ehrengruber. Insgesamt habe man dafür bis 2014 bereits 2,6 Mill. Euro aufgewendet.
Zum Vorwurf der beschuldigten Mitarbeiterin – sie hatte Herrn V. bei der Erhaltung und Pflege seines Anwesens unterstützt –, dass dieser nicht mehr gewusst habe, was er unterschreibe, kontert Aufhauser: „Herr V. war absolut Herr seiner Sinne. Er war zu dieser Zeit nachweislich nicht bettlägerig und geistig fit. Seine Testierfähigkeit war nie zweifelhaft.“
Im Juli 2010 habe V. dann relativ plötzlich angerufen und gesagt, er wolle ein Testament zugunsten von Gut Aiderbichl machen.
Er, Ehrengruber, habe deshalb einen Testamentsentwurf, den V. zuvor dem Rechtsanwalt der Aiderbichl-Stiftung habe zukommen lassen, an den damals ebenfalls für V. arbeitenden Beschuldigten geschickt: „Damit alles rechtskonform ist, brauchten wir Testamentszeugen. Drei Bauarbeiter, die damals gerade am Hof tätig waren, haben sich bereit erklärt, als Zeugen zu unterschreiben. Unser Anwalt meinte, das sei kein Problem, die sind ja völlig unabhängig“, so Ehrengruber. Das restliche Vermögen von Herrn V. – 1,3 Mill. Euro – ging somit auch an die Aiderbichl-Stiftung.
Dass Herr V. – wie sein Bruder in der Strafanzeige gegen den Aiderbichl-Mitarbeiter behauptet – das Testament unterschrieben habe, ohne sich über den Inhalt im Klaren gewesen zu sein, weisen die beiden Aiderbichl-Chefs energisch zurück. Der Anzeiger behauptet zudem, dass der Beschuldigte die drei Arbeiter erst im Nachhinein auf dem Testament habe unterschreiben lassen. Dazu Ehrengruber: „Aus meiner Sicht wurde das Testament hundertprozentig korrekt erstellt. Sollte dem aber wirklich nicht so sein, dann sind wir die Geschädigten, weil wir schon sehr viel Geld investiert haben.“
Warum vor allem die beschuldigte Ex-Aiderbichl-Mitarbeiterin die Aiderbichl-Chefs belaste? „Sie will uns offenbar anschütten. Vielleicht deshalb, weil sie von Herrn V. nicht mit Vermögen bedacht wurde“, sagt Ehrengruber. Nachsatz des Geschäftsführers: Offenbar habe die Frau auch selbst den Hof übernehmen wollen und sei mit ihrem mitbeschuldigten Bruder in Streit geraten.
RA Robert Morianz, der Verteidiger der Frau, die sich übrigens auch selbst belastet hat, will sich „derzeit zu der Causa noch nicht äußern“.
„Wir lassen alle Zuwendungen genau prüfen.“