Polizei sucht letzten Fahrgast
Eine 56-jährige Taxifahrerin wird in ihrem Wagen erstochen. Ihre Geldbörse mit der Tageslosung fehlt. Taxiunternehmer raten zur Vorsicht und zur Videoüberwachung.
WELS. Auf den Bildern der Videokamera vom Linzer Hauptbahnhof ist ein Mann zu sehen, der genau die Jacke trägt, die die Polizei am Tatort – dem Parkplatz eines Gartencenters in Gunskirchen bei Wels – sicherstellt. Auf den Bildern sieht man auch, wie er Montag gegen 21.30 Uhr in ein Mercedes-Taxi steigt. Es ist der Wagen von Ingrid V., jener 56-jährigen Taxilenkerin, deren Leiche die Beamten rund fünf Stunden später entdecken. Die Polizei glaubt deshalb, dass es sich um den Mörder von V. handelt.
Das Motiv blieb bis zuletzt ungeklärt. Allerdings fehlt die Geschäftsbrieftasche mit der Tageslosung, wie die Polizei berichtete. Sich deshalb unbedingt auf einen Raubmord festzulegen sei aber verfrüht, hieß es. Die Beamten stießen außerdem auf ein Messer, das die Tatwaffe gewesen sein könnte. Die Leiche wies mehrere Schnitt- und Stichwunden auf. Sowohl das Messer als auch die Jacke werden nun auf DNA-Spuren untersucht.
Alarmiert wurden die Beamten von dem Unternehmer, für den V. gearbeitet hatte. Er hatte sein Fahrzeug in Gunskirchen geortet, nachdem er die Lenkerin nicht erreichen konnte. Das war möglich, weil der weiße Mercedes mit einem GPSSender ausgestattet ist. Dadurch weiß die Polizei, dass V.s letzte Fahrt vom Linzer Hauptbahnhof in Richtung Wels reichte. Videoüberwacht war das Taxi hingegen nicht.
Dabei empfiehlt Robert Riedl von der Taxiinnung Oberösterreich seinen Taxifahrern, aus Sicherheitsgründen eine Videokamera zu installieren. „Wir waren die Vorreiter und haben schon 2007 die Genehmigung dafür bei der Datenschutzkommission eingeholt“, sagt er. In wie vielen der rund 430 zugelassenen oberösterreichischen Taxis es heute eine Videokamera gebe, könne er aber nicht sagen.
Riedl bezweifelt, dass eine Kame- ra ein so brutales Verbrechen hätte verhindern können. Die Sicherheitsschulungen, die Taxilenker für den Erwerb des Taxischeins machen müssen, dienten vor allem der Prävention. Dabei lernten Fahrer, wie sie einen Konflikt deeskalieren können. „Das Wichtigste ist, dass sie nicht den Helden spielen, wenn sie ausgeraubt werden. Für diese Fälle haben wir eine eigene Versicherung abgeschlossen“, sagt Riedl. Zudem sollten Taxilenker aus Sicherheitsgründen nicht mehr als 50 Euro an Wechselgeld bei sich haben.
Insgesamt geht die Zahl der Taxiraubüberfälle zurück. Hatte es deshalb 2011 noch 48 Anzeigen gegeben, waren es 2014 nur mehr 25. Trotzdem würden Taxilenker heute ungleich öfter beschimpft und ver- bal angegriffen. „Wir bekommen die Verrohung der Sprache und der Sitten zu spüren“, meint Peter Tutschku, Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der Salzburger Wirtschaftskammer und Geschäftsführer des Taxifunks 81-11. Er sagt auch: „Der Job des Taxifahrers war und ist gefährlich. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheitsvorkehrung, damit nichts passiert.“
Verena D. fährt seit drei Jahren Taxi in Wien. „Ich schaue darauf, wen ich in mein Taxi einsteigen lasse“, sagt sie. Zwei Mal habe sie unangenehme Fahrgäste schon hinausgeschmissen. D. fahre nur tagsüber und nicht in der Nacht. „Das hat mit meinem Biorhythmus zu tun, nicht weil ich Angst hätte“, sagt sie.
„Der Job des Taxifahrers ist gefährlich.“