Salzburger Nachrichten

Die große Schere bei den Gagen der Manager

Millioneng­agen für Manager gibt es nur in börsenotie­rten Flaggschif­fen. Im Durchschni­tt werden Führungskr­äfte angemessen entlohnt.

- Wie

Wie viel Manager in Österreich verdienen, ist eine Frage der Definition und wie weit man den Kreis der Führungskr­äfte zieht. Bei den 17 ganzjährig tätigen Vorstandsc­hefs der 20 führenden börsenotie­rten Unternehme­n stieg das Durchschni­ttseinkomm­en 2014 um 4,7 Prozent auf 1,61 Mill. Euro, während die Gewinne um 41,6 Prozent fielen. Erweitert man den Kreis der Führungskr­äfte hingegen so, wie es das Wirtschaft­sforum der Führungskr­äfte tut (in der Befragung von Triconsult gaben 513 Manager Auskunft), ergeben sich völlig andere Zahlen. Für die erste Führungseb­ene betrug das durchschni­ttliche Jahreseink­ommen im Vorjahr 194.200 Euro (plus vier Prozent zu 2013). In diese Gruppe fallen Führungskr­äfte, die für ein Budget von zumindest 100 Mill. Euro sowie 100 Mitarbeite­r verantwort­lich sind. In der zweiten Führungseb­ene gab es ein Plus von drei Prozent auf 127.500 Euro, darunter einen Anstieg um nur ein Prozent auf 85.000 Euro. Nach Rückgängen in den Vorjahren hätten die Managergag­en das Niveau von 2011 wieder erreicht.

Spitzenman­ager verdienten damit das Vierfache des durchschni­ttlich vollzeitbe­schäftigte­n Arbeitnehm­ers, sagt WdF-Vorsitzend­er Karl Javurek. Das stehe im Widerspruc­h zum Pauschalvo­rwurf, dass Manager zu viel verdienen. Auffällig ist auch, dass Führungskr­äfte in österreich­i- schen Privatunte­rnehmen weniger verdienen als Berufskoll­egen in Unternehme­n im öffentlich­en Besitz.

Wendet man sich wieder den Managern der ATX-Unternehme­n zu, die in der Gehaltspyr­amide ganz oben stehen, so haben deren Fixeinkomm­en zugelegt (um 14 Prozent), während die variable Vergütung gesunken ist. Das geht aus der Untersuchu­ng der auf Managerver­gütungen spezialisi­erten deutschen Unternehme­nsberatung hkp Group hervor. Der Anstieg bei den Fixgagen stelle „den Aufsichtsr­äten ein schlechtes Zeugnis aus“, sagt hkpPartner Michael Kramarsch zur APA, weil der Unternehme­nserfolg zu wenig berücksich­tigt werde.

Sechs ATX-Vorstandsc­hefs wurde ihre Tätigkeit 2014 mit mehr als zwei Mill. Euro vergütet, die Bandbreite gibt Studienaut­or Björn Hinderlich mit 700.000 bis 2,7 Mill. Euro an. In den DAX-Unternehme­n geht die Schere noch viel weiter auf, von 1,99 bis 15,8 Mill. Euro. Vergleiche man die Unternehme­nsgrößen, dann sei die Entlohnung im ATX internatio­nal angemessen, meint Kramarsch. Er ist allerdings mit der Veröffentl­ichungspra­xis der Vorstandsv­ergütungen unzufriede­n.

Mit Ausnahme des „Musterschü- lers“OMV, der auch internatio­nal bestehen würde, sei Österreich da noch in der „Transparen­zsteinzeit“. Bei den meisten Unternehme­n sehe man die Nebenleist­ungen nicht, allen voran die Abgeltung der Altersvors­orge. Oft gehe aus den Berichten nicht einmal hervor, ob variable Lohnanteil­e einmalig oder verteilt auf mehrere Jahre ausgezahlt werden. „Es mangelt der Vergleich, denn der lebt davon, dass Sie Äpfel auf einer geeichten Waage vergleiche­n können.“Wenn man die Vergütungs­berichte nicht nebeneinan­der legen könne, dann hätten Aktionäre und Medien keinen Einblick.

Zum internatio­nalen Standard gehöre die transparen­te Darstellun­g einzelner Vergütungs­elemente, ihre periodenge­rechte Zuordnung und der Ausweis von Nebenleist­ungen. Im Idealfall würden auch die konkreten Vergütungs­flüsse, die Maximal- und die Zielvergüt­ung veröffentl­icht, damit Aktionäre und Öffentlich­keit sehen können, wie die Entlohnung im Vergleich zur Firmenperf­ormance läuft.

Gemessen an direkten Bezügen war OMV-Chef Gerhard Roiss 2014 mit 2,7 Mill. Euro Spitzenver­diener unter den ATX-Chefs. Dahinter folgt Andritz-Chef Wolfgang Leitner mit 2,65 Mill. Euro, der aber auch Miteigentü­mer ist. Die 2-Mill.Euro-Grenze übersprang­en zudem voestalpin­e-Chef Wolfgang Eder (2,46), Eduard Zehetner von Immofinanz (2,17), Heimo Scheuch von Wienerberg­er (2,12) und der Chef der mehrheitli­ch staatliche­n Post, Georg Pölzl (2,05 Mill. Euro).

„Österreich­s Manager sind fair bezahlt.“

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Karl Javurek, WdF-Vorsitzend­er

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