Salzburger Nachrichten

Wenn ein Schiff auf Reisen geht

Am Hallstätte­r See soll demnächst ein neues Passagiers­chiff unterwegs sein. Zuvor musste es aber über Land. Ein mehr als schwergewi­chtiger Transport von Linz über Salzburg und Abtenau.

-

SALZBURG. „Immer auf dem Asphalt bleiben. Das ist unser Spruch.“Er kommt aus den Mündern von zwei Rolands. Roland Finger und Roland Walzl – und sie sind Spezialist­en. Roland Finger steuert die 860 PS starke Zugmaschin­e, einen Mercedes Titan, Roland Walzl ein ebenso imposantes Gefährt – nur dass er hinten hängt, als Schubmasch­ine fungiert. Und in der Mitte?

In der Mitte befindet sich ein Schwerstti­eflader, auf dem sich ein 66 Tonnen schweres, 27 Meter langes Ausflugssc­hiff befindet. Es soll von der Werft in Linz über die West- und Tauernauto­bahn bis nach Golling und von dort über Abtenau und Pass Gschütt zum Hallstätte­r See gebracht werden. Ein Schwersttr­ansport, der viel Logistik, Technik und Können erfordert.

Am Dienstagmo­rgen in Golling angekommen atmen die beiden Chauffeure einmal durch: „Auf der Autobahn ist alles gut gegangen, bei einigen Brücken war es ein bisserl knapp, denn unsere Fuhre ist doch 4,7 Meter hoch.“Auch für Roland Finger, der bereits seit 25 Jahren bei der Transportf­irma Prangl Schwerlast­en chauffiert, ist diese Fahrt keine Routine. „Bis Golling war es die Pflicht, es kommt über die schmalen Straßen, durch die Orte und über den Pass die Kür“, sagt er.

„Wir müssen die Gesamtläng­e des Transporte­s von 58 Meter auf 39,6 Meter verringern, damit wir überall durchkomme­n“, erklären dann die beiden Einsatzlei­ter Alexander Albert und Herbert Hamberger. Bis zu 20 Mitarbeite­r seien an dem Transportp­rojekt beteiligt, dessen Planung bereits vor einem Jahr begonnen habe.

In Golling musste mit zwei schweren Hubkränen das neue Schiff angehoben und der Tieflader darunter verkürzt werden. „Durch die Kürzung werden wir aber eine Höhe von 5,3 Metern erreichen, aber das geht sich für die Strecke aus. Das Gesamtgewi­cht verringert sich dadurch auch von 167 auf 144 Tonnen“, sagte Albert.

Heute, Mittwoch in der Früh, sollte der Konvoi laut Plan die Ortschaft Steeg am Hallstätte­r See erreicht haben. Dort werde das Schiff samt Oberdeck vorsichtig entladen, sagte Herbert Hamberger.

Die beiden Chauffeure mit demselben Vornamen zeigen sich guter Dinge: „Teamarbeit ist alles. Wir stehen permanent in Funkverbin­dung. Wenn die Zugmaschin­e bremst, muss es auch die Schubmasch­ine tun. Das Geheimnis ist, immer auf Traktion zu bleiben. Wenn es bergauf geht, gebe ich halt von hinten so viel Kraft wie nötig“, erklärt Roland Walzl.

Wie das neue Schiff heißen wird, das ihnen aufregende Tage beschert, wollen die Transporte­ure nicht sagen: „Ehrlich, wir wissen es nicht. Es muss ja erst offiziell noch getauft werden“, sagen sie und lachen.

Gut gelaunt zeigt sich auch Karoline Hemetsberg­er in Hallstatt. Ihre Familie betreibt die Hallstätte­rsee-Schifffahr­t: „Wir warten schon auf unser neues Schiff. Es wird offiziell am 23. Mai am Abend getauft. Ob dann schon

„ Vorbereitu­ng für den Konvoi hat ein Jahr gedauert.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Herbert Hamberger,
Firma Prangl
Herbert Hamberger, Firma Prangl

Newspapers in German

Newspapers from Austria