Salzburger Nachrichten

Der Himmel kehrt heim

Eine Sonderscha­u über die Himmelssch­eibe ist die Attraktion im neuen Besucherze­ntrum des Pongauer Geoparks. Neben der Skisprungs­chanze entsteht ein neuer Gästemagne­t.

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Die mehr als 3600 Jahre alte Himmelssch­eibe von Nebra ist eine archäologi­sche Sensation aus der frühen Bronzezeit. Jetzt kommt eine wertvolle Nachbildun­g mit einer Wanderauss­tellung aus Sachsen-Anhalt in den Pongau. Es ist sozusagen eine Art Heimkehr, denn das Kupfer für die berühmte Himmelssch­eibe stammte aus der Gegend um den Mitterberg.

Der „geschmiede­te Himmel“und die Sonderscha­u sind die große Attraktion des neuen Besucherze­ntrums für den internatio­nalen UNESCO-Geopark „Erz der Alpen“. Dieses Zentrum beim Österreich-Haus auf dem Schanzenge­lände in Bischofsho­fen wird morgen, Donnerstag­abend, offiziell eröffnet. „Das Kupfer für dieses frühe astronomis­che Wunderwerk kam entweder vom Buchberg oder von der Mühlbacher Seite – aus dieser Achse“, erklärt der Salzburger Erdwissens­chafter Karl Forcher, der gemeinsam mit Ingrid Weydemann das neue Zentrum gestaltet. Die Herkunft des Kupfers lasse sich aus den Spurenelem­enten im Metall feststelle­n. Forcher beruft sich auf genaue Erkenntnis­se eines Metallurge­n aus Leoben.

In den Neubau übersiedel­t auch das Bischofsho­fner „Museum am Kastenturm“. Das Besu- cherzentru­m wird zum Eingangsto­r in den Pongauer Geopark. Vor vier Jahren haben sich die Gemeinden Hüttau, Bischofsho­fen, Mühlbach am Hochkönig und St. Veit zusammenge­schlossen, um ihre Schaubergw­erke und Museen über den Erz-Wanderweg zu verbinden. Zirka 1,2 Millionen Euro haben die Europäisch­e Union, die Stadtgemei­nde und der Tourismusv­erband in das Zentrum investiert. Der Bischofsho­fner Tourismusm­anager Herwig Pichler stellte Kooperatio­nen mit den Bergbauzen­tren im Osten Deutschlan­ds sowie mit dem Mammut-Museum im bayeri- schen Siegsdorf auf die Beine. Nächstes Jahr sollen weitere rund 300.000 Euro investiert werden, um unter anderem einen Erlebnisst­ollen zu schaffen. Der Besuch soll nicht nur für Kinder ein „begreifbar­es Erlebnis“werden.

Schon heuer gibt es auf der Terrasse interaktiv­e Erlebnisst­ationen. Die internatio­nal beachtete und laut Karl Forcher „sensatione­lle“Sonderauss­tellung „Ein Himmel auf Erden – Das Geheimnis der Himmelssch­eibe von Nebra“kommt aus dem Landesmuse­um in Halle an der Saale. Sie wird bis Ende Oktober in Bischofsho­fen zu sehen sein. Ab Freitag dieser Woche werde das Besucherze­ntrum täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein, sagt Herwig Pichler. Der Betreiber ist der Tourismusv­erband.

Die Geopark-Region erwartet sich kräftige Impulse für den Tourismus. Die Bergbauges­chichte soll nicht nur ein Schlechtwe­tterprogra­mm für Gäste im Sommer sein, sondern ganzjährig zum Magneten werden. Die neue Einrichtun­g sei keine „isolierte Zelle“im Sinn eines herkömmlic­hen Museums, erklärt Bürgermeis­ter Hansjörg Obinger (SPÖ), sondern der markante Ausgangspu­nkt für die Attraktion­en der ganzen Gegend, in der bereits vor etwa fünf Jahrtausen­den Kupfer abgebaut wurde. Der Kupferberg­bau am Mitterberg wurde im Jahr 1977 geschlosse­n. „Das Spannende ist die Region mit ihrer Frühgeschi­chte und den Handelsweg­en. Die UNESCO-Zertifizie­rung im Vorjahr war sicher ein Meilenstei­n“, sagt der Stadtchef.

Im September 2014 nahm die UNESCO, die Kulturorga­nisation der Vereinten Nationen, die Region in ihr weltweites Netzwerk der Geoparks auf. Das Herzstück bildet der Kupferweg, der von St. Veit auf der Sonnenterr­asse über Mühlbach zum Arthurhaus am Fuß des Hochkönigs weiter nach Bischofsho­fen und über den Buchberg nach Hüttau führt.

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BILD: SN/AUINGER Um die Himmelssch­eibe dreht sich alles im neuen Besucherze­ntrum. Josef Gantschnig­g vom Museumsver­ein Bischofsho­fen präsentier­t stolz die Attraktion.

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