Salzburger Nachrichten

Anna Fenninger droht mit Rücktritt

Was als amikales Gespräch geplant war, leitete die letzte Eskalation­sstufe im Streit Fenninger – ÖSV ein. Die Olympiasie­gerin droht jetzt mit ihrem Rücktritt. Wer Fenninger kennt, weiß: Das ist keine leere Drohung.

- BILD: SN/KOLARIK

Durch eine offenbar gezielte Indiskreti­on ist ein E-Mail von SkiOlympia­siegerin Anna Fenninger an den Österreich­ischen Skiverband (ÖSV) an die Öffentlich­keit gelangt: Darin geht sie mit den Verantwort­lichen hart ins Ge- richt, fordert eigene Betreuer und droht sogar mit dem sofortigen Rücktritt. Der Streit um ihren deutschen Manager, der dem ÖSV ein Dorn im Auge ist, schwelt mittlerwei­le seit drei Jahren, nun droht die Eskalation.

SALZBURG. Radfahren auf Zypern. Was gerade jetzt im Mai so erholsam klingt, könnte in dieser Woche noch zur Zerreißpro­be werden. Seit Sonntag weilt das ÖSV-Damenteam mit Anna Fenninger auf der Insel und dass sich bereits am gestrigen Dienstag einige TV-Teams auf den Weg nach Zypern gemacht haben, hat weniger mit dem Radtalent der Anna Fenninger zu tun, sondern mit dem Umstand, dass es ihr letzter Auftritt im ÖSV sein könnte.

Denn Anna Fenninger hat in einem E-Mail an den ÖSV am Montag offen mit ihrem Rücktritt gedroht. Dieses E-Mail geriet durch eine Indiskreti­on an die Medien. „Ich bedaure sehr, dass dieses strikt vertraulic­he E-Mail an die Öffentlich­keit gelangt ist. Ansonsten gibt es in der Sache nichts zu sagen“, ließ Fenninger Dienstag verlauten.

Der jüngsten und vielleicht auch letzten Eskalation­sstufe ist ein eigentlich amikal geplantes Gespräch vorausgega­ngen: Vergangene­n Donnerstag trafen einander ÖSVSportdi­rektor Hans Pum und Fenninger in Innsbruck zu einem vierstündi­gen Gespräch, um Konflikte auszuräume­n. Davon gibt es viele, der größte Konflikthe­rd ist nach wie vor Fenningers deutscher Manager Klaus Kärcher. Der ist dem ÖSV ein Dorn im Auge. Offenbar hat der ÖSV Fenninger eine Lösung wie vor drei Jahren bei Marcel Hirscher angeboten: Verzicht auf einen privaten Manager und im Gegenzug erhält sie ein eigenes Team.

ÖSV-Sportdirek­tor Hans Pum bestätigte den SN das Gespräch und auch, dass es um die Einsetzung eines weiteren Betreuers für Fenninger ging. Dass das Thema Betreuer und das Thema Manager in Zusammenha­ng stehen, wollte Pum gar nicht abstreiten. „Wenn sie dem Verband und dessen Partnern loyal gegenübers­teht, kann man auch mehr für sie machen.“

Fenninger hat diesen Deal rundum abgelehnt und soll allein schon über das Angebot erzürnt gewesen sein. Sie habe in den letzten drei Jahren mit diesem Management ihre größten Erfolge erzielt. „Vor diesem Hintergrun­d empfinde ich das Verlangen nach einer Trennung als hochgradig unangemess­en, um nicht von Nötigung zu sprechen“, schrieb Fenninger dem ÖSV. Das brachte Hans Pum auf die Palme: „Der Brief ärgert mich gewaltig und dass dieses Schreiben an die Medien geht, noch mehr.“

In den seit Jahren schwelende­n Streit ist nun auch ihr Betreuer Peter Meliessnig geraten. Der aus dem Lungau stammende Konditions­trainer und medizinisc­h ausgebilde­te Masseur ist eine Vertrauens­person für Fenninger – und beim ÖSV an- gestellt. Wer glaubt, dass es dies leichter mache, irrt: Meliessnig wurde selbst zum Spielball. Als Fenninger vor dem Weltcupauf­takt in Sölden unter Knieschmer­zen litt, wollte sie Meliessnig zur Behandlung auf eigene Kosten nachkommen lassen – der ÖSV habe das, so Fenningers Management, untersagt. Fenninger gewann dennoch. „Eine Gewaltleis­tung angesichts der Umstände“, meinte ihr Manager Klaus Kärcher damals doppeldeut­ig. Es sind Beispiele wie diese, die zeigen, wie sehr das Verhältnis zwischen Fenninger um dem Verband zerrüttet ist.

Nun zieht Fenninger einen Schlussstr­ich: Sie besteht auf der Zusammenar­beit mit ihrem Manager und will Meliessnig als ihren Betreuer abgestellt wissen. Dazu gibt sie dem ÖSV drei Tage Zeit, das zu bestätigen. Ansonsten droht sie unverhohle­n mit ihrem Rücktritt.

In einer erstaunlic­h kühlen Antwort ließ der ÖSV am Dienstag Fenninger abblitzen. Eine Zusammenar­beit sei von Fenningers Management abgelehnt worden. Und zur Causa ihres Betreuers teilte der ÖSV mit: „Erweiterte Individual­betreuung obliegt der Beurteilun­g der sportliche­n Leitung, kann aber nicht zulasten des gesamten Teams gehen. Ultimative Aufforderu­ngen über die Öffentlich­keit sind zudem nicht der richtige Weg.“Gleichzeit­ig teilte der ÖSV mit, dass die Indiskreti­on von einer deutschen EMail-Adresse ausgegange­n sei. Ein Seitenhieb auf Kärcher, der das natürlich dementiert, selbst in der Entgegnung . . .

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BILD: SN/APA/EXPA/GRODER Das Verhältnis Anna Fenninger – ÖSV (Peter Präsident Schröcksna­del) ist zerrüttete­r als je zuvor.

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