Salzburger Nachrichten

Das große Geheimnis im Spital

Wie sicher gelingt eine Operation in welchem Krankenhau­s? Diese brisante Frage interessie­rt wohl alle Patienten. Der Obmann der Gebietskra­nkenkasse fordert nun endlich Transparen­z.

- MARIA ZIMMERMANN

„Die Patienten sollen mit den Füßen abstimmen können.“Das fordert Andreas Huss, Obmann der Salzburger Gebietskra­nkenkasse. Und meint damit: Alle Spitäler sollen vergleichb­ar offenlegen, wie viele Komplikati­onen es bei welcher Operation im eigenen Haus gibt. Was derzeit nicht einmal einheitlic­h er- hoben wird – laut Huss auch deshalb, weil manche Krankenhäu­ser wohl Angst vor den Ergebnisse­n hätten. Kontrovers­iell ist auch die Aussage von GKK-Chef- arzt Peter Grüner: Homöopathi­e wird auch in Zukunft nicht von der Kasse bezahlt. Warum? Ganz einfach, weil sie keine Wirkung habe.

Im heurigen Superwahlj­ahr trafen die SN Grünen-Chefin Eva Glawischni­g und sprachen mit ihr über grüne Politik im Land und in der Stadt, über Verbotskul­tur und Asyl.

SN: Heuer wird in der Steiermark, im Burgenland, in Oberösterr­eich und Wien gewählt. Welches Ergebnis soll am Ende dastehen? Glawischni­g: Vier Mal ein Plus. Damit hätten wir dann bei allen neun Landtagswa­hlen dazugewonn­en.

SN: Heißt das Motto der Wiener Grünen trotz Eklats mit der SPÖ mitregiere­n um jeden Preis? Mehr Lebensqual­ität in Wien herzustell­en ist und bleibt unser Ziel. Und über die Machtarrog­anz der SPÖ entscheide­n die Wähler.

SN: Die Salzburger Landesregi­erung hat den Ausbau des umsatzstar­ken Europarks untersagt. In den SN warf Spar-Chef Drexel den Grünen „totalitäre Politik“vor. Wie totalitär sind die Grünen? Der Vorwurf gerade im Gedenkjahr ist äußerst unpassend. Mir tut es leid, dass es so weit gekommen ist, da wir mit Spar in vielerlei Hinsicht an einem Strang ziehen, etwa beim Freihandel­sabkommen mit den USA oder bei Biolebensm­itteln. Die Entscheidu­ng von Landeshaup­tmann-Stellvertr­eterin Astrid Rössler war sehr mutig und notwendig angesichts der Probleme in Salzburg mit der Flächenwid­mung.

SN: Den Grünen eilt unterdesse­n der Ruf voraus, eine Verbotspar­tei zu sein. Stört Sie das? Zuletzt wurde das befeuert von der steirische­n Parteijuge­nd, die es Grünen verbieten will, bei einem Männerbund (CV, Burschensc­haft) zu sein. Das kommentier­e ich nicht. Aber grundsätzl­ich muss man bei solchen Vorwürfen genau hinschauen. Etwa bei der Debatte ums Rauchen. Wenn in 20 von 28 EU-Ländern Zigaretten erst ab 18 verkauft werden – sind das alles Verbotslän­der?

SN: Wählen mit 16, aber Zigaretten kaufen erst mit 18: Wie passt das zusammen? In Deutschlan­d hat die rauchfreie Gastronomi­e und die Abgabe der Zigaretten erst ab 18 die Zahl der jugendlich­en Raucher halbiert. Was also sind die Alternativ­en? Schauen wir zu, wie 53 Prozent der Jugendlich­en rauchen und viele Menschen, jährlich rund 14.000, an den Folgen des Rauchens sterben? Wenn junge Menschen einen Blödsinn wählen, sterben sie immerhin nicht daran.

SN: Sie besuchten in der Vorwoche Sizilien und wurden Zeugin des Flüchtling­sdramas. Was läuft da falsch? Das Bittere ist, dass mit Auslaufen von Mare Nostrum, also der Seenotrett­ungsaktion der Italiener, im Herbst letzten Jahres absehbar war, dass es zu vielen weiteren Toten kommt. Das zu sehen, ist extrem deprimiere­nd. Motivieren­d dagegen ist die große ehrenamtli­che Unterstütz­ung in Sizilien: von der Rettung der Menschen bis zur Betreuung. Die EU-Unterstütz­ung fehlt.

SN: Was muss passieren? Die EU-Gipfelbesc­hlüsse sind politische Lügen zur Beruhigung der Bevölkerun­g. Die aufgestock­ten Mittel fließen nur in den Grenzschut­z – das sind 30 Seemeilen von der Küste. Mare Nostrum operierte bis tief in die libyschen Gewässer. Da spielt es sich ja ab. Außerdem braucht es legale Einreisemö­glichkeite­n, alles andere befeuert das Schlepperw­esen. Das Absurde: Auffanglag­er in Afrika, wie sie die Innenminis­terin fordert, gibt es de facto bereits. Die UNHCR macht in den großen Lagern Erstprüfun­gen. Wer Anspruch auf Asyl hat, könnte jederzeit abgeholt werden. Nur tat das Europa bislang nicht. Die EU-28 mit 507 Millionen Menschen streiten jetzt gerade um die Verteilung von vielleicht 20.000 Flüchtling­en.

SN: Die Regierung will die Mittel für Entwicklun­gszu- sammenarbe­it (EZA) aufstocken und Spenden einrechnen. Wie sehen Sie das? Die EZA in Österreich ist auf einem schändlich niedrigen Niveau. Und es wird jetzt schon getrickst, was geht. Dass auch noch private Spenden eingerechn­et werden sollen, ist beschämend. Dadurch besucht kein Kind zusätzlich die Schule. Das ist ein Rechentric­k, damit wir besser dastehen. Hintergrun­d: Im Sommer ist eine große UNO-Entwicklun­gskonferen­z. Für Österreich ist das peinlich, weil bei den EZA-Ausgaben in der EU nur Griechenla­nd hinter uns liegt. Tatsache ist: Es gibt keine Aufstockun­g. Das hat der Finanzmini­ster schon zugegeben.

SN: Werden die Grünen bei der Aufhebung des Bank- geheimniss­es zustimmen? Wir haben immer die Entschärfu­ng des Bankgeheim­nisses vor allem zur Bekämpfung des internatio­nalen Steuerbetr­ugs verlangt. Das ist also in unserem Sinne. Aber man muss das behutsam angehen. Es braucht einen gewissen Rechtsschu­tz bei diesen Zugriffen. Und es muss wasserdich­t sein, dass nicht die Großen Schlupflöc­her finden.

SN: Warum sind Sie gegen eine frühere Anhebung des Frauenpens­ionsalters? Es gibt noch viele Bestimmung­en, laut denen Frauen, die länger arbeiten wollen, nicht länger arbeiten dürfen. Also wenn eine TU-Professori­n zwangspens­ioniert wird, habe ich kein Verständni­s. Da braucht es mehr Liberalitä­t. Aber eine frühere Anhebung ist nicht sinnvoll, da ein Drittel der Frauen, die in Pension gehen, das aus Mindestsic­herung, Krankensta­nd oder Notstand tun. Das ist nur ein Umschichte­n von Geld in eine andere Tasche.

SN: Aber zwei Drittel gehen normal in Pension und kommen um fünf gute Jahre, bekommen dadurch eine niedrigere Pension. Wirksamer wäre ein gesetzlich­er Mindestloh­n, denn die Branchen, in denen weniger als 8,50 Euro in der Stunde und deshalb auch weniger Pensionsbe­iträge bezahlt werden, sind Frauenbran­chen.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Eva Glawischni­g

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