Salzburger Nachrichten

Die EU lobt die Steuerrefo­rm

EU-Kommission hält Senkung der Lohnsteuer für richtig, bezweifelt aber die Finanzieru­ng.

- Pack

Zumindest in einem Punkt hat Österreich seine Hausaufgab­e bei anstehende­n Reformen gemacht: Seit Jahren mahnte die EU-Kommission, die Steuerlast auf den Faktor Arbeit müsse reduziert werden. Entspreche­nd lobt sie heuer in ihren länderspez­ifischen Empfehlung­en für Österreich die Reform der Lohnsteuer, wenn auch nicht überschwän­glich. Die Entlastung der Einkommen wird zwar positiv gesehen, allerdings müsse die Reform „budgetneut­ral“bleiben. Sie darf also kein Loch in den Haushalt reißen.

Kaum Fortschrit­te sieht die Kommission bei der Reform des Pensionssy­stems. Wie im Vorjahr werden „strukturel­le Schwächen“festgestel­lt. Das effektive Antrittsal­ter liege weiterhin deutlich unter dem gesetzlich­en und auch unter dem EU-Schnitt. 2014 gingen die Österreich­er durchschni­ttlich mit 59,7 Jahren in Pension, in der EU mit 63,1 Jahren. Die Kommission empfiehlt erneut die Anhebung des Antrittsal­ters von Frauen und die Koppelung des Pensionsal­ters an die Lebenserwa­rtung.

Rückenwind aus Brüssel bekommt Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling für den Umbau des Finanzausg­leichs. Österreich gehöre nach wie vor zu den Ländern, in denen auf regionaler und kommunaler Ebene die wenigsten Steuern erhoben würden, stellt die Kommission fest. Trotzdem liege dort die Zuständigk­eit für viele Ausgaben und Verwaltung­saufgaben. Dass die Zuständigk­eit für Einnahmen und Ausgaben auseinande­rfalle, sei „umfassende­n politische­n Reformen nicht förderlich“.

Eine bekannte Mahnung gibt es auch im Zusammenha­ng mit dem österreich­ischen Arbeitsmar­kt: Die Arbeitslos­enrate sei mit 5,6 Prozent immer noch eine der niedrigste­n in der EU, Frauen und ältere Personen würden aber zu wenig am Arbeitsmar­kt teilnehmen. Um Frauen bessere Chancen zu bieten, müsse vor allem die Kinderbetr­euung ausgebaut werden.

Positiv bemerkt die Kommission die niedrige Zahl der Schulabbre­cher in Österreich im EU-Vergleich. Das Ausbildung­ssystem funktionie­re gut, schwierig sei die Situation aber immer noch für Jugendlich­e mit Migrations­hintergrun­d. Angehen müsse Österreich auch die Schwächen, die es bei der Neuen Mittelschu­le gibt.

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