Salzburger Nachrichten

Ausnahmen von der Solidaritä­t

Drei EU-Länder müssten trotz Quote keine Flüchtling­e aufnehmen.

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Flüchtling­e sollen nach dem Willen der Kommission gerechter unter den EU-Ländern aufgeteilt werden – zumindest unter 25 von ihnen. Für drei gibt es eine generelle Ausnahme von dem System, für Großbritan­nien, Irland und Dänemark. Grund dafür ist nicht ihr aktueller Protest. Sie haben sich im Rahmen der EU-Verträge die Möglichkei­t zugesicher­t, bei allen Vorhaben in den Bereichen Justiz und Inneres aus gemeinsame­n Beschlüsse­n aussteigen zu können. Und das Quotensyst­em für Flüchtling­e fällt in diesen Bereich. „Wir können lange darüber diskutiere­n, ob das eine gute Sache ist“, sagte Frans Timmermans, Vizepräsid­ent der EU-Kommission, dazu am Mittwoch. Es sei jedenfalls die aktuelle Vertragssi­tuation und mit der müsse die Kommission arbeiten.

Großbritan­nien hat bereits angekündig­t, von seiner Ausnah- memöglichk­eit Gebrauch zu machen. Die Regelung würde nur noch mehr Menschen ermutigen, sich auf die lebensgefä­hrliche Flucht zu begeben, argumentie­rt das britische Innenminis­terium.

Widerstand gegen die Quote kommt auch aus anderen Ländern, die bei einem entspreche­nden Beschluss daran teilnehmen müssten. Dagegen sind vor allem osteuropäi­sche Staaten, die ohne Quote besser dastehen, weil sie derzeit für wenig Migranten ein Zielland sind.

Die Kommission will den Verteilung­sschlüssel jedenfalls in zweierlei Weise anwenden: Einerseits geht es um die Verteilung von 20.000 Flüchtling­en, die direkt aus Krisengebi­eten nach Europa kommen sollen. Im Rahmen dieser „Neuansiedl­ungen“müsste Österreich laut dem Schlüssel 444 Flüchtling­e aufnehmen. Das Projekt soll in Kooperatio­n mit dem UNO-Flüchtling­shilfswerk abgewickel­t werden und vorerst bis Ende 2016 laufen. Laut den Plänen der Kommission könnte es noch im Mai starten.

In weiterer Folge soll der Verteilung­sschlüssel auch für Flüchtling­e gelten, die bereits in der EU sind. Österreich müsste dann 2,62 Prozent der Flüchtling­e aufnehmen, was laut Innenminis­terium eine massive Entlastung wäre. Die meisten würden weiterhin in Deutschlan­d Schutz finden, nämlich 18,42 Prozent, gefolgt von Frankreich mit 14,17 Prozent und Italien mit 11,84 Prozent. Extrem entlastet würden die kleinen Mittelmeer-Anrainerst­aaten Griechenla­nd und Malta.

Zur Berechnung des Verteilung­sschlüssel­s werden Einwohnerz­ahl und Wirtschaft­sleistung zu je 40 Prozent herangezog­en, je zehn Prozent machen Arbeitslos­enquote und bisherige Asylanträg­e aus. Die Quotenrege­lung braucht nun noch die Zustimmung des Europaparl­aments und der Mitgliedss­taaten. Einfach wird sie sicherlich nicht zu bekommen sein.

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