Oh my God! Dasselbe Kleid.
Wenn der Schulabschluss geschafft ist, fängt für manche der Stress erst an. Denn es folgt der Abschlussball.
Die Abschlussbälle der Highschools gehören zu den Ritualen am Ende der Schulzeit, die in den USA mit viel Vorfreude, aber auch heiligem Ernst angegangen werden. Sie stressen vor allem die jungen Frauen, die dem „Prom“-Tag schon über Monate entgegenfiebern. Darauf zu warten, von einem jungen Mann „gefragt“zu werden, bereitet dabei weniger Sorge, als das richtige Kleid zu finden.
Dank Hollywood und Popkultur gibt es für den großen Auftritt nichts Schlimmeres als die Peinlichkeit, mit demselben Fummel beim „Prom“zu erscheinen. Oh my God! Stacy hat ihren deshalb schon vor ei- nem Jahr gekauft, als sie noch nicht einmal wusste, mit wem sie beim Schulball auftauchen wird. „Der Kerl ist nebensächlich“, sagt die Schülerin aus einem Washingtoner Vorort und lacht.
Viele ihrer Freundinnen sehen das ähnlich. „Auf gar keinen Fall dasselbe Kleid“, beschreibt auch Ashley ihren Albtraum. Sie ging deshalb in ein Spezialgeschäft, das sich auf Ausgehgarderobe spezialisiert hat. Als besonderen Service für die Kunden führt das Atelier eine Liste, die registriert, welches Mädchen aus welcher Schule ein bestimmtes Modell erworben hat. Der Laden verspricht, dieses Kleid dann nicht noch einmal zu verkaufen. Die Dienstleistung ist in dem stolzen Preis von 350 Dollar inbegriffen. Judith lernte bei ihrer Suche die Kehrseite dieses Systems kennen, das sich in den USA wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Verkäuferin sagte ihr mit dem Ausdruck des höchsten Bedauerns, ihre Wahl sei auch die einer anderen Schülerin gewesen. „Geht es vielleicht stattdessen in Rot?“Judith winkt enttäuscht ab. Sie möchte für den großen Auftritt etwas ganz Individuelles haben. Verständlich angesichts der hohen Ausgaben, die junge Amerikanerinnen für den „Prom“-Tag haben – im Schnitt 900 US-Dollar.