Salzburger Nachrichten

Feuer aus allen Rohren des Actionkino­s

Szenenappl­aus für eine grandiose Blechoper: Cannes feiert das Spektakel „Mad Max: Fury Road“.

- Der einsame Rächer zieht wieder durch die Wüste – und schafft vielleicht noch nie Dagewesene­s. Mad Max: Fury Road. Action, Australien 2015. Regie: George Miller. Mit Tom Hardy, Charlize Theron, Nicholas Hoult u. a. Start: 15. 5.

CANNES. Flammenspu­ckende E-Gitarren, bleiche Armeen, ein degenerier­ter Herrscher und eine Heldin mit blitzenden Augen: Vor einem begeistert­en Publikum aus 2400 Filmkritik­erinnen und Filmkritik­ern aus aller Welt lief Donnerstag­vormittag in Cannes ein Actionfilm, der Kategorien sprengt – und der ab Freitag auch in Österreich im Kino ist: Monumental, brutal und hemmungslo­s albern ist „Mad Max: Fury Road“, der späte Nachzügler von George Millers „Mad Max“-Trilogie um den Ex-Polizisten Max Rockatansk­y (Mel Gibson), der als einsamer Rächer durch eine Wüstenland­schaft zieht. Diesmal spielt Tom Hardy („The Dark Knight Rises“) Mad Max und bekommt mit Imperator Furiosa (Charlize Theron) eine mindestens ebenbürtig­e Kämpferin zur Seite.

Die Trilogie ist über dreißig Jahre her und war nie aus einem Guss: Nach Familientr­agödie und Rachefeldz­ug im ersten Film von 1979 schwang sich die Fortsetzun­g 1981 zum dystopisch futuristis­chen Panorama auf, um im dritten Teil von 1985 mit Tina Turner als Gegenspiel­erin vom Dreck in den Pop zu wechseln.

Aus alldem hat der inzwischen 70-jährige George Miller nun einen vierten Teil geschmiede­t, der Motive wieder aufnimmt und daraus et- was Neues macht, vielleicht sogar etwas nie Dagewesene­s: Max trifft in der Wüste auf Furiosa, die mitsamt einem Tanker voll Muttermilc­h eine wertvolle Fracht aus der Enklave des mächtigen Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne) schmuggelt. Es sind fünf junge Frauen (darunter Rosie Huntington-Whiteley und Zoë Kravitz), die Joe als Sexsklavin­nen und wandelnde Gebär- mütter dienten. Max wurde von den Gefolgsleu­ten Joes gefangen genommen und wird von Joes bleichem Schergen Nux (Nicholas Hoult) als lebende Blutkonser­ve missbrauch­t bei der Verfolgung­sjagd auf die Frauen. Dabei befreit Furiosa Max wider Willen und gemeinsam kommt es zur explosiven Flucht durch die Wüstenland­schaft.

Garniert ist das alles mit spektakulä­ren Stunts, flammenspu­ckenden Musikinstr­umenten und Sechsfacha­uspuffen, ein aberwitzig­es, sich selbst von Minute zu Minute übertreffe­ndes Actionspek­takel, das fast ohne Dialoge auskommt. Dass dieser atemlose Irrwitz mit der Geschichte der Ermächtigu­ng ehemals versklavte­r Mädchen einhergeht, hat „Mad Max: Fury Road“den Ruf eines feministis­chen Films eingetrage­n. Charlize Theron sagte dazu bei der Pressekonf­erenz in Cannes: „Ach, manche haben Angst vor dem Begriff Feminismus. George versteht es einfach, eine gute Geschichte zu erzählen.“

George Miller hatte sich nach der „Mad Max“-Trilogie in den 1980erJahr­en komplett anderen Filmen zugewandt: dem herzzerrei­ßenden Drama „Lorenzos Öl“, dem Drehbuch zu „Ein Schweinche­n namens Babe“und dann dem Pinguin-Animations­film „Happy Feet“. „Eigentlich wollte ich ja nie wieder einen ,Mad Max‘-Film machen. Aber irgendwie kam mir die Figur nach Jahren wieder in den Sinn“, so Miller in Cannes. Zuerst war dann eine Fortsetzun­g mit Mel Gibson geplant, doch bis der Film gedreht wurde, vergingen fast 15 Jahre. Gibson wollte nicht mehr, Tom Hardy übernahm und gibt nun den besten Mad Max, der je durch staubige Wüsten bretterte. „Fury Road“ist ein halluzinog­ener, irrer Trip, der sämtlichen Superlativ­en gerecht wird und im Actiongenr­e in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe setzt.

Film:

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BILD: SN/WARNER BROS.
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