„Mein Kind in Afrika“
Sie spenden jeden Monat für fremde Kinder in Entwicklungsländern: Paten. Die SN trafen eine Oberndorferin bei der ersten Begegnung mit ihrem Patenkind in Swasiland.
durch den sogenannten Human Development Index (HDI). Österreich belegt in diesem Ranking Platz acht von 187 Ländern. Swasiland Platz 148.
So weit zählen kann Mpilenlhe noch nicht. „One, two, three, four, five“, singt die Fünfjährige laut und deutet bei fünf lachend auf sich. Die blonde Frau, die neben Mpilenlhe sitzt, setzt das Zahlenspiel fort. Susanne Krieber aus Oberndorf bei Salzburg kennt Mpilenlhe seit zweieinhalb Jahren. Getroffen hat sie die Fünfjährige heute zum ersten Mal. Unter einem bunten Zelt, das an eine Zirkusvorführung erinnert, in einem Garten in Lubulini, zwei Stunden entfernt von der Hauptstadt Swasilands. Die Oberndorferin Krieber hat eine Patenschaft der Hilfsorganisation „World Vision“für das kleine Mädchen aus Afrika übernommen – ihre zweite. „Vor sieben Jahren habe ich in einer Zeitung über die Möglichkeit von Patenschaften gelesen. Zuerst habe ich eine für ein Mädchen in Chile übernommen und vor mehr als zwei Jahren jene für Mpilenlhe“, erzählt die 46-Jährige. Weltweit gibt es mehr als 3,4 Millionen World-Vision-Patenkinder. In Swasiland kümmert sich World Vision Österreich um 3060 Kinder.
World-Vision-Sprecher Anton Kühnelt-Leddihn: „Der Pate spendet 30 Euro im Monat. Aber dabei handelt es sich um keine Einzelkindförderung. Das Geld kommt der ganzen Gemeinde zugute.“Das System baut auf die drei Säulen Gesundheit, Bildung und Wirtschaft auf: Nur ein gesundes Kind kann lernen; nur ein Kind, das lernt, kann die Wirtschaft fördern. Und nur wenn die Wirtschaft gut ist, schicken Eltern ihre Kinder zur Schule. Die Auswahl der Paten unterliegt strengen Richtlinien – dazu zählt etwa auch ein polizeiliches Führungszeugnis. Krieber hat sie alle erfüllt. Regelmäßig schickt sie Briefe nach Swasiland, nun hat sie mit anderen Paten die Möglichkeit genutzt und „mein Kind in Afrika“besucht. „Es ist ein schönes Gefühl, die Kleine zu sehen und zu wissen, dass es ihr gut geht“, sagt die 46-Jährige, die Mpilenlhe meist Prinzessin nennt. Für das Mädchen ist die Oberndorferin einfach ihre „Freundin“. Kinder hat Krieber selbst nicht. Ob es sie nicht wütend macht, dass Swasiland, mit seinem König Mswati III., der rund 200 Millionen Dollar reich sein soll, nicht genug Geld für den Schutz der eigenen Kinder aufbringen kann? „Ich kann den König nicht ändern, aber was ich ändern kann, ist, dass Mpilenlhe durch meine Spende eine Zukunft bekommt.“
So wie Cinisio. Der heute 22-Jährige war vom neunten bis zum 21. Lebensjahr Teil des Patenprogramms. Heute besucht er ein College. „Unserem Land geht es langsam besser. Es gibt nicht mehr so viele HIV-Neuinfizierte und auch die Armut nimmt ab. Aber was viele übersehen: Die Gründe für unsere schlechte Lage sind immer noch da. Wir haben immer noch Menschen, die keine Schule besuchen“, sagt Cinisio. Dabei hat König Mswati III. ein Gesetz erlassen, wonach alle Kinder in Swasiland bis zum zwölften Lebensjahr gratis Schulunterricht erhalten – wenn sie den Weg finden.
Was wortwörtlich zu verstehen ist. Denn nach wie vor ist die Infrastruktur in dem Land so schlecht, dass für viele ein Fußmarsch zur nächsten Schule oft Stunden dauert. „Wir haben Zwölfjährige, die noch nie in ihrem Leben eine Schule von innen gesehen haben. Sie müssten in die erste Klasse. Doch setzen sie einmal einen Zwölfjährigen zu Sechsjährigen. Er wird sich schämen und verzichtet deshalb lieber gleich auf Bildung“, erzählt Direktor Samuel Nkambule.
Mpilenlhe freut sich auf ihren ersten Schultag. „Dann kann ich lesen und zählen.“Irgendwann bis 148. Jenen Platz, den Swasiland bei der menschlichen Entwicklung aktuell einnimmt.
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