Salzburger Nachrichten

In Monaco begann der Zwist

Vor einem Jahr sorgte in Monte Carlo ein Bremsmanöv­er von Nico Rosberg gegen Teamkolleg­en Lewis Hamilton für Ungemach. 2015 wird ein Gradmesser für den Betriebsfr­ieden.

- SN, dpa

Diese Vorlage konnte sich Lewis Hamilton nicht entgehen lassen. Auf die Frage, worauf er sich beim kommenden Grand Prix in Monaco am meisten freue, antwortete der Formel-1-Weltmeiste­r grinsend: „Die Mädels!“Die Lacher waren dem englischen MercedesPi­loten nach seinem zweiten Platz zuletzt in Spanien sicher.

Die Führungset­age der Silberpfei­le sieht dagegen dem Klassiker im Fürstentum mit zwiespälti­gen Gefühlen entgegen. Denn in Monaco brach im vergangene­n Jahr die Eiszeit zwischen Hamilton und seinem teamintern­en WM-Kontrahent­en Nico Rosberg so richtig aus.

„Zwei Fahrer, die einander mit ihrer Leistung ausstechen wollen – das ist eine traumhafte Situation für ein Team, wenn man mit der Rivalität auf die rechte Art umgeht“, versichert­e Motorsport­chef Toto Wolff nach Rosbergs erstem Saisonsieg in Montmeló bei Barcelona. „Es hebt die Performanc­e des gesamten Teams. Eigentlich handelt es sich dabei um das Best-Case-Szenario.“

Nach Rosbergs erstem Schritt zur Aufholjagd auf den WM-Führenden Hamilton ist Hochspannu­ng garantiert. Fast schon traumwandl­erisch sicher hatte der Brite seine Rennen bis dahin gestaltet. Drei der ersten vier Grands Prix sicherte sich Hamilton. Mit 111 Punkten liegt er 20 Zähler vor Rosberg und 31 vor Ferrari-Star Sebastian Vettel.

Monaco wird nun ein neuer Gradmesser – auch was den Betriebsfr­ieden betrifft. In der Qualifikat­ion zum Klassiker im vergangene­n Jahr hatte Rosberg seinem Stall- rivalen mit einem seltsamen Fehler in seiner Schlussrun­de die Chance auf einen Konter geraubt.

Der Deutsche bremste in der Mirabeau-Kurve zu spät und fuhr dann notgedrung­en geradeaus. Die Streckenpo­sten schwenkten an der Gefahrenst­elle gelbe Flaggen, Hamilton musste vom Gas. Umgehend wurden Vermutunge­n laut, Rosberg habe das absichtlic­h gemacht.

Den Jubel Rosbergs nach dem siegreiche­n Rennen am Sonntag konnte Hamilton beleidigt dann nur schwer ertragen. Der Psychokrie­g erreichte seine nächste Eskalation­sstufe. „Wir sind keine Freunde. Wir sind Kollegen“, insistiert­e Hamilton. Der Krach entlud sich später in Spa-Francorcha­mps sogar in einer Kollision auf der Rennstreck­e.

All das liegt mittlerwei­le ein Jahr zurück. Hamilton ist einen WM-Titel reicher, Rosberg wurde im Vorjahr Vizeweltme­ister. Hamilton hat an psychische­r Stärke anscheinen­d noch gewonnen, Rosberg offenbarte spätestens mit seinem emotionale­n Auftritt in Schanghai, dass ihn sein Teamkolleg­e auch öffentlich reizen kann.

Ein ähnliches Manöver von Rosberg will der Brite dieses Mal gar nicht erst zulassen. „Ich werde dieses Jahr die Chance haben, vor ihm rauszugehe­n“, behauptete der WMTitelver­teidiger und derzeitige WM-Spitzenrei­ter.

Immerhin sind sich Hamilton und Rosberg in einem Punkt absolut einig: Nach ihrem 14. Formel-1Doppelerf­olg wollen sie die Verfolger um Vettel nicht wieder nah an sich herankomme­n lassen. Die „Silberpfei­le“möchten die WM wieder zur Privatsach­e machen. „Es ist mit das Beste, dass wir das Entwicklun­gsrennen entschiede­n haben, mit Abstand“, sagte ein stolzer Rosberg nach dem Spanien-Rennen in Barcelona.

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BILD: SN/GEPA/XPB In den Häuserschl­uchten von Monte Carlo brach 2014 die Eiszeit zwischen den Mercedes-Teamkolleg­en Lewis Hamilton und Nico Rosberg aus.
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Lewis Hamilton, Rennfahrer

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