Salzburger Nachrichten

Vorarlberg will die gemeinsame Schule

Das derzeitige System „passt nicht mehr zur Schulreali­tät“, sagen Eltern und Experten. Die Landes-ÖVP unterstütz­t die Schulrefor­m.

- Bernadette Mennel, Landesräti­n a. k.

Erst vor zwei Wochen hat sich die ÖVP in ihrem neuen Parteiprog­ramm gegen die gemeinsame Schule und für den Erhalt des klassische­n Gymnasiums ausgesproc­hen. Doch ausgerechn­et aus dem tiefschwar­zen – neuerdings freilich schwarz-grün regierten – Vorarlberg kommt nun ein starkes Statement in Richtung Gesamtschu­le.

„Für das Bundesland Vorarlberg wird mittelfris­tig landesweit die Einrichtun­g einer gemeinsame­n Schule von der 5. bis zur 8. Schulstufe (. . .) empfohlen“, heißt es in einer Studie, die vom Land in Auf- trag gegeben wurde und die am Freitag präsentier­t wurde. Und zwar unter anderem von der schwarzen Bildungsla­ndesrätin Bernadette Mennel. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass Vorarlberg die Empfehlung­en der Studie umsetzen will.

Es handelt sich keineswegs um eine Empfehlung für eine Einheitssc­hule. Denn die gemeinsame Schule solle „auf Basis von Individual­isierung bzw. Personalis­ierung und innerer Differenzi­erung“eingericht­et werden, schreiben die Studienaut­oren. „Unabdingba­re Voraussetz­ung“für das Gelingen seien „Lehr- personen, die bereit sind, pädagogisc­he Konzepte umzusetzen, die alle Schüler/-innen entspreche­nd ihrer Fähigkeite­n und Interessen gleicherma­ßen fördern und auch fordern“, heißt es weiter.

Die Untersuchu­ng basiert auf der Befragung von 19.700 Lehrern und Eltern. Brisant sind auch die daraus gewonnenen kritischen Aussagen über das bestehende Schulsyste­m: „Das zweigliedr­ige System passt nicht mehr zur Schulreali­tät“, lautet das Fazit der Studienaut­oren, und: „Es gelingt nicht mehr und ist fraglich, ob es je gelungen ist, leistungsh­omogene Gruppen in AHS und NMS (Neuen Anm.) zu bilden.“

Die Einführung der gemeinsame­n Schule soll nicht übers Knie gebrochen werden. Bis 2022 soll in einem ersten Schritt die Lehrerausb­ildung reformiert werden. Die Pä-

Mittelschu­len, dagogen der Zukunft sollen fit gemacht werden für „personalis­iertes Lernen“, Richtschnu­r soll eine Förder- statt einer Defizitori­entierung sein. Auch sollen „zusätzlich­e Mittel für Schulen mit besonderen Herausford­erungen“lukriert werden. Erst in „Phase zwei“soll dann die Schule im gesamten Bundesland umgestellt werden.

Aber nur, wenn der Bund mitspielt. Es sind umfangreic­he Gesetzes- und Verfassung­sänderunge­n durch den Nationalra­t erforderli­ch. Vorarlberg strebe eine „bessere Schule“an, der Bund müsse seinen Teil beitragen, sagte Mennel.

„Wir streben eine bessere Schule an.“

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