Salzburger Nachrichten

EU setzt auf das Prinzip Vorsicht

- HELMUT.MUELLER@SALZBURG.COM

Nach Russlands Aggression in der Ukraine hat die Europäisch­e Union auf Zurückhalt­ung umgeschalt­et. Der Gipfel von Riga wurde zum diplomatis­chen Drahtseila­kt: Die EU betont die Partnersch­aft mit den östlichen Nachbarsta­aten, aber eine konkrete Beitrittsp­erspektive bietet sie den nach Westen wollenden Ländern Ukraine, Georgien und Moldau nicht.

Zu viel Rücksichtn­ahme auf Russland, weil man neuen Ärger vermeiden will? Eher ein neuer Realismus. Die östlichen Nachbarsta­aten sind wegen der inneren Zustände derzeit weit weg von einem EU-Beitrittsk­andidatenS­tatus. In der Union gehen die Meinungen darüber, was man den Nachbarn im Osten anbieten soll, auseinande­r. Bei den EU-Mitglieder­n ist die Neigung zu einer weiteren Erweiterun­g wenig ausgeprägt. Die EU ist daher darauf bedacht, in ihrer Ostpolitik die Einheit zu bewahren, auch wenn das Ausbleiben konkreter Schritte die Ostpartner enttäusche­n dürfte.

Und der politische Gewinner ist . . . Moskau? Keineswegs. Via Assoziieru­ngsabkomme­n, mit Handel und politische­r Zusammenar­beit, bindet Brüssel die Ukraine, Georgien und Moldau weiterhin an den Westen. Sogar Armenien, das sich aus Angst vor Aserbaidsc­han und wegen der Abhängigke­it von Russland der vom Kreml forcierten Eurasische­n Union angeschlos­sen hat, verhandelt jetzt mit Brüssel darüber, welche Punkte des Assoziieru­ngsabkomme­ns mit der EU dennoch umgesetzt werden können.

Aussichten auf Zugehörigk­eit zur EU oder gar zur NATO hat im Moment keines der sechs Länder der Östlichen Partnersch­aft. Davon war aber auch vor der Ukraine-Krise – trotz zeitweilig­en Vorpresche­ns der USA – in Brüssel nicht ernsthaft die Rede. Unterm Strich, in strategisc­her Sicht, hat Moskaus Macht-, Muskel- und Militärspi­el somit wenig gebracht.

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Helmut L. Müller

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