Intelligente Strominseln vernetzen
Österreich könnte Smart-Grids-Vorreiter sein, die Netzbetreiber zögern.
In Köstendorf sind die Stromnetze und Trafostationen schon sehr intelligent. Die kleine Salzburger Gemeinde ist eines der Vorzeigeprojekte in Österreich und Europa, wie es durch intelligente Steuerung und die eine oder andere Aufrüstung von Trafos möglich ist, mit herkömmlichen Stromleitungen auszukommen, auch wenn immer mehr Haushalte Photovoltaikanlagen bauen oder Elektroautos laden. Ähnlich umfassende Projekte zu Smart Grids laufen in Vorarlberg und auch in Oberösterreich, kleinere in der Steiermark und demnächst in Wien.
Doch einzelne Pioniere bei der intelligenten Netzaufrüstung sind aus Sicht der heimischen Elektround Elektronikindustrie zu wenig. Würden die beteiligten Unternehmen ihr Know-how bündeln und in Österreich durchgängig SmartGrids aufgebaut, brächte das „eine Riesenchance für die Industrie“, sagte Brigitte Ederer, ehemalige Siemens-Vorständin und Obfrau des Fachverbands. Die Branche hat bereits vor vier Jahren eine SmartGrids-Plattform gegründet und nun eine Roadmap für den Ausbau vorgelegt, um die Kooperation und Koordination anzukurbeln. Unter den beteiligten Firmen finden sich Siemens, ABB, Infineon, Kapsch und auch Fronius. Damit könnte sich Österreich als Leitmarkt positionieren, sagt Ederer. Notwendig sei aber, auch entsprechende Ausbildungen zu entwickeln. „Die Digitalisierung der Stromnetze wird kommen“, sagt Ederer, „die Frage ist nur, welche Rolle die österreichische Industrie dabei spielt.“
Die Stromwirtschaft selbst ist von den nötigen Investitionen wenig begeistert und hält sich entsprechend zurück. Laut Schätzungen geht es um knapp neun Milliarden Euro im Zeitraum 2013 bis 2020. Salzburg-AG-Vorstand Leonhard Schitter hat erst kürzlich kritisiert, dass es keine spezifischen Anreize gebe, in intelligente statt ganz normale Verteilnetze zu investieren. Laut Energieregulierungsbehörde E-Control, die die Netztarife streng reguliert, sind keine zusätzlichen Anstöße notwendig. Geld allein sei aber nicht entscheidend, sagt E-Control-Vorstand Martin Graf, es gehe auch um die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren. Der intelligente Ausbau der Leitungen in Dörfern und Städten sollte auch das Gesamtsystem billiger machen, weil sich neue Leitungen einsparen ließen, sagt Graf. Davon würden die Verbraucher profitieren.