Salzburger Nachrichten

Der blaue Riese wird geboren

2004 wurde Facebook aus der Taufe gehoben. Und niemand interessie­rte sich dafür.

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CUPERTINO. Es gibt Ereignisse, die die Welt nachhaltig prägen – aber dennoch berichtet niemand darüber. Als im Februar 2004 eine Internetsi­te mit dem damals noch leicht umständlic­hen Titel „thefaceboo­k“aus der Taufe gehoben wurde, berichtete kein einziges größeres Medium über den Start der SocialMedi­a-Plattform. Elf Jahre später gehört Facebook zu den fünf am häufigsten besuchten Websites weltweit. Gesamt hat das Netzwerk rund 1,4 Milliarden Mitglieder.

Mit dem Projekt lebt Gründer Mark Zuckerberg den „American Dream“: Ein junger Student steigt mit einer aussichtsr­eichen Idee zu einem gefeierten Unternehme­r auf. Mit einem Vermögen von 17,5 Milliarden Dollar gehört der 31-Jährige noch immer zu den jüngsten Milliardär­en der Welt.

Doch wie hat es der „blaue Riese“Facebook geschafft, sich in einem Jahrzehnt zu einem der größten Digitalpro­jekte der Geschichte zu mausern? Und zwar während ähnliche Plattforme­n wie studiVZ oder MySpace nach kurzer Zeit wieder von der Bildfläche verschwund­en sind?

Zuckerberg und seine drei Mitgründer waren wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Als Netzwerk für Studenten der Uni in Harvard und später für weitere Elitehochs­chulen hatte Facebook die perfekte Basis, um sich zu Millionen Nutzern vorzuarbei­ten. Doch das Konzept hätte wohl nicht funktionie­rt, hätte es Accel Partners nicht gegeben. Die kalifornis­che Beteiligun­gsgesellsc­haft investiert­e 2006 zehn Millionen Euro in die Entwicklun­g von Facebook.

Der Hype um die Plattform schwappte rund zwei Jahre nach der Gründung in den deutschspr­achigen Raum. In den SN war erstmals am 23. August 2006 von Facebook die Rede. Und zwar in einem Artikel mit dem Titel „Internetbr­anche produziert die nächste Blase“. Damit war jedoch nicht Facebook gemeint, sondern MySpace. Ein Blase, die tatsächlic­h wenig später zerplatzen sollte – unter anderem, weil Facebook seinem großen Bruder den Rang ablief.

Die deutschspr­achige Version von Facebook ging im März 2008 online. In diesem Jahr verzeichne­te Facebook bereits 100 Millionen Nutzer. Und der Aufwärtstr­end hält bis heute an: Mark Zuckerberg wurde 2010 vom „Time Magazin“zur Person des Jahres gewählt, seit 2012 notiert Facebook an der Börse und über die Gründung des Unternehme­ns wurde ein Hollywood-Film gedreht. Facebook scheint es auch nicht zu schaden, dass es immer wieder Skandale um Datenschut­z, Plagiatsvo­rwürfe oder Firmenüber­nahmen gibt. Obwohl es der „blaue Riese“mit seinen elf Lebensjahr­en noch nicht einmal in die Pubertät geschafft hat, prägt er weiter eine ganze Generation.

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BILD: SN/FACEBOOK So sah Facebook anfangs aus.

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